100 Jahre Autolackiererei Bauer
Auch mit seinen 87 Jahren schaut Günter Bauer sehr zur Freude seines Enkels Daniel Bruchmüller noch in der Lackiererei vorbei. Foto: Jens Lohse
Von Jens Lohse Gera (NG). In mittlerweile vierter Generation wird die Autolackierung Bauer in der Geraer Erfurtstraße geführt. Am 1. Oktober feiert sie ein besonderes Jubiläum. Genau 100 Jahre zuvor wurde sie von Firmengründer Alfred Bauer in der Neuen Straße 13 ins Leben gerufen.
„Die Geschichte der Lackiererei Bauer ist eine bemerkenswerte Erzähluung über Kontinuität, Innovation und Engagement für das Handwerk. Alfred Bauer dürfte mitnichten geahnt haben, dass 100 Jahre später das von ihm 1924 in Gera gegründete Unternehmen noch immer existieren sollte", würdigte Karsten Bruchmülller das Lebenswerk des Firmengründers.
Der damals 25-Jährige hatte ein Jahr zuvor seine Meisterprüfung im Lackier-Handwerk abgelegt. Es folgten aufregende Jahre in einer schnellebigen Zeit. Aus Platzmangel zog die Lackiererei 1926 in die Margarethengasse weiter. Damals wurde überwiegend Kutschwagen von Hand mit Ölfarbe lackiert. Später kamen Automobile hinzu, die mit Nitro-Lacken in einer Spritzpistole aufgetragen und per Hand poliert wurden.
1934 stand der nächste Umzug an. Um anfallende Aufträge abzuarbeiten, reichte der Platz nicht mehr aus. Fortan residierte man in der De-Smit-Straße, wo das Angebot in den nächsten Jahren auf Omnibusse erweitert wurde. Auch für Sattlerarbeiten war man zuständig.
Eine englische Fliegerbombe beendete am 7. April 1945 die sehr erfolgreiche Phase des betrieblichen Wachsens. Erst ein Jahr später konnten Alfred Bauer und seine Mitarbeiter mit dem Wiederaufbau der zerstörten Anlage beginnen, der sich wegen der allgemein schlechten Materialversorgung bis 1952 hinziehen sollte. Sohn Günter Bauer hatte nach abgeschlossener Lehre in Dresden 1959 die Meisterprüfung absolviert, arbeitete anschließend als Geselle und wurde 1961 Mitinhaber der Firma. Wegen der Umstrukturierung der Geraer Innenstadt - im Sonnenhof entstanden Hochhäuser - wurde die Autolackiererei 1967/68 in die Erfurtstraße verlegt. 1975 tritt der Elf-Mann-Betrieb der PGH Autodienst Gera bei.
Während Alfred Bauer 1976 altersbedingt aus dem Berufsleben ausschied, führte Günter Bauer den Betrieb nach der Wende ab 1990 als eigenständiges Unternehmen mit modernster Technik und neuen Verfahren weiter. Seitdem werden überwiegend Lackierungen für die Unfallinstandsetzung ausgeführt. Um keine Nachwuchssorgen aufkommen zu lassen, erhielten viele Lehrlinge eine qualitativ hochwertige Ausbildung.
2004 - nach 48 Jahren als Autolackierer - übergab Günter Bauer den Betrieb an seinen Schwiegersohn Karsten Bruchmüller, der seit 1985 als Fahrzeuglackierer beschäftigt war und 1993 seine Meisterprüfung abgelegt hatte. Somit blieben Werte und Traditionen des Unternehmend gewahrt. Seit 2008 ist auch Ehefrau Uta Bruchmüller für das Familienunternehmen tätig. Die nächste Generation stand in den Startlöchern. 2018 übernahm Sohn Daniel Bruchmüller die Leitung der Lackiererei, entwickelte technische Standards weiter und legte den Fokus auf die Ausbildung junger Fachkräfte. Ein großer Schritt in Richtung Zukunft war der Kauf des Objekts des ehemaligen Autohauses Golde im Gewerbegebiet Bieblach Ost im Jahr 2017. Die Verlagerung der Lackiererei wurde geplant, erfordert aufgrund von Widrigkeiten wie der Corona-Krise, explodierender Energiepreise, einer enormen Inflation des Ukrainekrieges aber immer noch Zeit.
„Die Lackiererei Bauer ist ein Paradebeispiel für die Gelassenheit und Integrität eines Familienunternehmens. Mit ihrer stolzen Geschichte ist sie nicht nur ein Unternehmen, sondern auch ein Stück Handwerkstradition in Führungen", so Karsten Bruchmüller abschließend.
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