Ausstellung spektakulärer Funde
Frank Hrouda ist stolz auf das gigantische Ausstellungsstück in der aktuellen Schau des Naturkundemuseums, ein Wollhaarnashorn in Lebensgröße. Foto: Wolfgang Hesse
Von Wolfgang Hesse
Gera (NG). Der erste Raum der Ausstellung überrascht mit einem ganz besonderen Modell, einem Wollhaarnashorn. In der damaligen Zeit brachte das Tier zwischen drei und vier Tonnen auf die Waage.
Die lebensgroße Rekonstruktion dieses Exemplars entstand speziell für das Geraer Naturkundemuseum und wurde für 35.000 Euro in einer Spezialwerkstatt in Rotterdam von Hand gefertigt. Finanziert wurde das Präparat vom Verein „Geraer Mineralienfreunde", der durch das Thüringer Umweltministerium mit 30.000 Euro unterstützt wurde. Es zeigt ein weibliches Tier mit Winterfell. Dieses beeindruckende Modell bildet den Mittelpunkt der aktuellen Jahresausstellung „Giganten der letzten Eiszeit".
Im Jahre 1904, also vor genau 120 Jahren, wurde das Skelett in Polenz bei Bad Köstritz in einem Dolomit-Steinbruch entdeckt. „Zahnuntersuchungen haben ergeben, dass das Tier vor etwa 36.000 Jahren in einer Felsspalte verendete. Hierbei handelt es sich um das am vollständigsten erhaltene Skelett eines Wollhaarnashorns in Deutschland", berichtet Museumspädagoge Frank Hrouda. Fast 100 Teile des Skeletts wurden sichergestellt. Ein Großteil der teils übergroßen Knochen ist in der Sonderausstellung zu sehen und kann ausführlich beschriftet in mehreren Vitrinen betrachtet werden.
Solch ein Gigant ernährte sich rein pflanzlich. Damals beherrschte das Gebiet von Ostthüringen, zur Lebenszeit des Fundtiers, eine kaltzeitliche, baumlose Mammutsteppe, ähnlich der russischen Tundra. Die Pflanzenfresser mussten sich von dürren Gräsern ernähren. Durch Klimaveränderungen und das Jagdverhalten der damals lebenden Menschen sind die Großtiere und viele andere Pflanzenfresser vor etwa 12.000 Jahren ausgestorben. Auch Höhlenhyänen hatten diese Giganten auf dem Speiseplan. Um sie dreht sich der zweite Teil der Ausstellung.
Im Stadtteil Pforten, nahe der heutigen Plauenschen Straße, entdeckte man bei Bauarbeiten im Jahre 1874, also vor 150 Jahren, eine Spaltenhöhle. Da sich der Fundort nahe der Gastwirtschaft „Lindenthal", dem späteren Wintergarten, befand und viele Fossilien von Höhlenhyänen gesichtet wurden, ist diese Höhle als „Lindenthaler Hyänenhöhle" in die Geschichte eingegangen. „Auch dieser Fund wurde weit über Gera hinaus wissenschaftlich bekannt", weiß Frank Hrouda.
Die Höhlenhyänen lebten, wie das Wollhaarnashorn, in der sogenannten Weichsel-Kaltzeit (vor 115.000 bis 11.600 Jahren). Am Ende dieser letzten Eiszeit des Pleistozäns sind viele Gattungen, so auch die Höhlenhyänen ausgestorben. „Man kann das Aussehen mit heute lebenden Tüpfelhyänen vergleichen, jedoch noch etwas größer und schwerer sowie auffallend gefleckt, wie Höhlenzeichnungen beweisen", erklärt der Museumspädagoge. Die Funde stammen hauptsächlich von Tieren, die die Hyänen im Schutze ihrer Höhle verzehrt haben. Von den einstigen Hyänen haben sich vor allem Unterkieferreste, Zähne und versteinerte Kotspuren, sogenannte Koprolithen, erhalten.
Hierbei sei noch zu erwähnen, dass Geraer Gelehrte, darunter Karl Theodor Liebe (1828-1895), großen Anteil an der Knochenbergung und Erstbestimmung der Fossilien aus der Lindenthaler Hyänenhöhle hatten. Unter den Ausstellungsstücken befindet sich ein, erst vor kurzem aufwendig restaurierter Unterkiefer eines Wollhaarmammuts, der in der Lindenthaler Hyänenhöhle gefunden wurde. Ein Stoßzahn derartiger Giganten ergänzt die Ausstellung. Das Exemplar wurde 1912 beim Bau des Tietz-Kaufhauses auf der Geraer Sorge entdeckt.
Die Jahresausstellung im Naturkundemuseum ist bis zum 31. August 2025 zu sehen.
Bildliche Darstellungen zeigen - auch für die jüngeren Besucher interessant - das Leben der Giganten der Eiszeit in ihrer damaligen Umgebung. Da auch das Naturkundemuseum, wie alle Museen der Stadt, während der vier Höhlerfesttage für die Besucher geöffnet hat, lohnt sich eine kleiner Ausflug mit der ganzen Familie in die letzte Eiszeit. Mit dem Sponsorenbändchen gibt es ermäßigten Eintritt.
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