Wirtschaft

Bäckerei Laudenbach geht neue Wege

Energiekrise und Mindestlohn fordern Tribut. Lehrlinge aus Vietnam in sind in Ausbildung. Die Bäckerei Laudenbach hat ihre Zentrale in Untermhaus. Foto: Lohse

Erschienen am 14.11.2022

Von Jens Lohse 

Gera (NG). Schwere Zeiten für das Bäcker-Handwerk! Die Bäckerei Laudenbach mit ihren 17 Filialen in Gera, Ronneburg und Altenburg versucht, der Krise entgegenzuwirken. „Uns ist die Nachhaltigkeit sehr wichtig. Die Preise steigen immer mehr. Die Leute können sich das kaum noch leisten. Deshalb haben wir uns Gedanken gemacht", sagt Michael Laudenbach, der die Traditionsbäckerei in neunter Generation gemeinsam mit seinem Bruder Ronny durch schwierige Zeiten führt. 

„Die guten Sachen vom Vortag wollen wir nicht wegschmeißen, wobei wir in den letzten 30 Jahren noch nie etwas weggeworfen haben", verrät er. Deshalb gibt es bei Laudenbachs ab sofort eine Rettertüte. Diese beinhaltet Backerzeugnisse vom Vortag im Wert zwischen zehn und zwölf Euro, kostet aber nur 4,99 Euro. Heraussuchen kann sich der Kunde die Produkte allerdings nicht.

„Das ist eine Überraschungstüte, die es nur so lange gibt, wie der Vorrat reicht. Brot und Brötchen sind am nächsten Tag nicht schlechter als am Tag der Herstellung. Wir wollen zu unseren Werten stehen, das Sparsamkeitsprinzip an Angehörige und Kinder gerade in recht düsteren Zeiten weitergeben", meinte Michael Laudenbach, der sich sicher ist, dass in Deutschland immer noch zu viele Lebensmittel weggeworfen werden. 

Eine zweite Tüte wird es auch geben in der Bäckerei Laudenbach. Die Spartüte beinhaltet ein frisches Zwei-Pfund-Roggenmischbrot und drei Doppelbrötchen zum Vorzugspreis von 5,95 Euro gegenüber 6,54 Euro, die die Backwaren beim Einzelkauf kosten würden. 

„Die Energiekrise hat uns hart getroffen. Wir mussten in diesem Jahr schon zwei Preisanpassungen vornehmen. Seit Januar zahlen wir 10.000 Euro mehr pro Monat an Vorauszahlungen fürs Gas. Das ist richtig bitter. Deshalb kämpfen wir auch um jeden Cent Umsatz", erzählt Michael Laudenbach. Die Preiserhöhung vom Januar war durch die gestiegenen Energiepreise nötig geworden. Im Oktober musste man dem neuen Mindestlohn Rechnung tragen. 

Mit einem Brandbrief an den Bundestag und den Bundesverband der Mittelständischen Wirtschaft - übergeben im September an Elisabeth Kaiser (MdB, SPD) und Ralph Walter - machte die Traditionsbäckerei auf die missliche Lage der Branche aufmerksam. Selbst hat man seit 2004 viele Maßnahmen ergriffen, um den eigenen Energiebedarf zu drosseln. Die Kältemaschinen sind an die Wärmerückgewinnung angeschlossen. Die Abwärme der Backöfen wird zur Herstellung warmen Wassers rückverwendet. Touren wurden zusammengelegt und optimiert, um Kraftstoff zu sparen. 

Für die Auslieferung in der Stadt wurde ein Elektroauto angeschafft, das selbst auf dem Dach produzierten Solarstrom tankt. Die Retouren wurden um mindestens ein Drittel reduziert, das Sortiment gestrafft, Arbeitszeiten wenn möglich von der Nacht in den Tag verlegt. Im Büro hat man nur noch zwei Mitarbeiter beschäftigt, verzichtet zudem auf den Druck von Werbeerzeugnissen, sondern wirbt in den Filialen lieber digital. 

95 Mitarbeiter sind bei der Bäckerei Laudenbach beschäftigt. Stolz ist man auf die acht Auszubildenden, die 2022 ihre Lehrer als Verkäufer, Konditor oder Bäcker begonnen haben. Sieben von ihnen kommen aus Vietnam. „Wir haben uns selbst darum gekümmert, dabei keine Hilfe vom Arbeitsamt, der Stadt oder der Handwerkskammer erhalten. 

Mit Unterstützung der WBG Glück Auf haben wir zwei Wohngemeinschaften gebildet. Bis jetzt klappt alles", freut sich Michael Laudenbach. Besondere Umstände erfordern eben auch besondere Maßnahmen.

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