Sport

Deutsche Kunstflugmeisterschaft in Gera

Vom 3. bis 10. Juli hoffen Deutschlands beste Pilotinnen und Piloten auf Flugwetter

Erschienen am 14.06.2022

Gera (NG). Vom 3. bis 10. Juli wird erneut die Deutsche Meisterschaft im Motorkunstflug in Gera ausgetragen.
Zu dieser werden zwischen 40 und 50 Piloten auf dem Flugplatz in Gera-Leumnitz erwartet. Frauen und Männer, die über die sechs Wettbewerbstage verteilt in vier Leistungsstufen um Meisterehren um die Wette fliegen werden. Dabei wird jeder Pilot bis zu vier Wertungsflüge von jeweils ca. 10 Minuten Länge absolvieren.
Wettbewerbsflüge finden, Flugwetter vorausgesetzt, in der Zeit zwischen 9 und 19 Uhr statt, mit einer 90 minütigen Mittagspause zwischen 12 und 15 Uhr.
Bei der Deutschen Meisterschaft im Motorkunstflug handelt sich nicht um eine Schauveranstaltung, sondern um einen Wettkampf in einem Hochleistungssport, der nach einem eng gefassten Regelwerk ausgetragen wird.

Viele Piloten erwerben die Kunstflugberechtigung, um das Flugzeug in allen Fluglagen besser zu beherrschen oder um zu erfahren, wie es sich anfühlt, einen Looping oder eine Rolle zu fliegen. Manche wollen dann mehr...
In Deutschland haben sich über 100 kunstflugbegeisterte Piloten im Deutschen Kunstflug Verband e.V. (DKuV) unter dem Dach des Deutschen Aero Clubs (DAeC) zusammengefunden, um sich auf nationalen und internationalen Wettbewerben zu messen, gemeinsam zu trainieren, den Pilotennachwuchs zu unterstützen und zu fördern, sowie die Schiedsrichter aus- und weiterzubilden.
Es wird in vier Kategorien geflogen: Sportsman (Einsteiger), Intermediate (Umsteiger), Advanced (Aufsteiger) und Unlimited (Meister).
Mit jeder Kategorie erhöht sich der Schwierigkeitsgrad, die Komplexität und auch die G-Belastung (Lastvielfache), die bei Unlimited bis zu +10 G und -8 G betragen kann. Wiegt der Pilot z.B. 80 kg, so wird er bei 10G mit dem 10-fachen seines Gewichts, also 800 kg, in den Sitz gedrückt oder bei negativen G's aus dem Sitz gezogen und nur von den Gurten gehalten. Dabei muss natürlich exakt geflogen werden und es darf nichts vergessen werden – das ist eine enorme körperliche und mentale Anstrengung!

Flugzeuge der oberen Kategorien sind für + und – 10 G zugelassen! (Extra, Xtreme) Die hier geflogenen Doppeldecker z.B. für +6 und -3G
Wie schafft man den Einstieg in den Wettbewerbskunstflug?
Mit der Kunstflugberechtigung in der Tasche und fleißigem Training hat man alle Voraussetzungen erfüllt um in der Kategorie Sportsman bei einem regionalen Wettbewerb, wie der offenen Bayerischen, der offenen Brandenburgischen Meisterschaft oder auch bei den Deutschen Meisterschaften zu starten.

Was wird bei einem Kunstflugwettbewerb geflogen?
Im Wettbewerb werden je Kategorie max. vier Durchgänge geflogen. Begonnen wird mit dem bekannten Pflichtprogramm, dem „Free Known"
Dieses Programm haben die Piloten nach Regelwerk aus fünf Pflichtfiguren und fünf frei gewählten Figuren selber zusammengestellt und im Vorfeld trainieren können.

Die Programme zwei bis vier sind unbekannte Programme.
Sie werden in den unteren beiden Kategorien (SPO und INT) vom Sportreferenten zusammengestellt und erst im Wettbewerb, mindestens jedoch zwölf Stunden vor dem Flug, veröffentlicht.
In den beiden oberen Kategorien schlagen die Piloten während des Wettbewerbs selber Figuren vor und stellen sich daraus ein fliegbares Programm zusammen.
Diese Programme dürfen nicht vorab in der Luft trainiert werden und so sieht man die Piloten wie Schlafwandler auf dem Flugplatz auf und ab laufen, um das Programm mental zu trainieren.

Geflogen werden alle Programme in einem Würfel mit einer Kantenlänge von 1.000 m, der sogenannten Box. Die untere Grenze reduziert sich von 400 m bei Sportsman in den höheren Klassen bis zur Kategorie Unlimited auf 100 m. Wer zu tief fliegt, bekommt erhebliche Strafpunkte oder wird gar disqualifiziert.
Zum Abschluss wird noch in der Unlimited-Kategorie das Freestyle-Programm geflogen.
Da purzeln sie durch die Luft, zeigen Figuren, die im klassischen Kunstflug nicht zu finden sind. Die Rede ist von den so genannten Gyroskopischen Figuren, die den Kreiseleffekt des rotierenden Propellers ausnutzen. Hier dürfen die Unlimited Piloten innerhalb von max. vier Minuten zeigen, was man sonst noch so alles mit einem Kunstflugzeug in der Luft anstellen kann. Bewertet werden diese Flüge nach einer Anzahl von Kriterien, die die ganze Präsentation bewerten und nicht jede Figur für sich. Da gibt es Kriterien wie die Variabilität, ob die Box gut ausgenutzt wurde, wie dynamisch geflogen wird und vieles mehr. Hier ist es erlaubt, seine Flugbahn mit Rauch an den Himmel zu zeichnen.

Dieser Wettbewerb wird am Samstag, ab ca. 14 Uhr ausgetragen! (natürlich gilt auch hier: passendes Wetter vorausgesetzt!)
Was macht die Faszination des Wettbewerbskunstfluges aus?
Es ist die präzise Beherrschung eines Flugzeuges im drei-dimensionalen Raum. Es ist die Art des Fliegens, die dem Traum des Menschen, wie ein Vogel zu fliegen, am nächsten kommt. Gleichzeitig wird die volle Konzentration gefordert, damit eine senkrechte Linie nach oben oder unten wirklich senkrecht ist und ein Looping wirklich rund wird und nicht wie ein Osterei in der Box steht. Man kann sich in diesem Sport ein Leben lang weiterentwickeln, denn es gibt ihn nicht: den perfekten Flug!
Kunstflug ist in Deutschland ein reiner Amateursport. Alle deutschen Wettbewerbspiloten verdienen sich ihre Brötchen im normalen Berufsleben, um dann in ihrer Freizeit dem für sie faszinierendsten Hobby der Welt nachzugehen.

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