Kultur

Entdeckungen im Otto-Dix-Geburtshaus

Dr. Claudia Schönjahn erklärt die Skizzenbücher in der Glasvitrine. Dahinter Aquarelle des jungen Dix in der Ausstellung „Wie alles begann …“ Foto: Wolfgang Hesse

Erschienen am 18.12.2024| Jahrgang: NG 26/24

Von Wolfgang Hesse Gera (NG). Seit 3. Dezember ist das Otto-Dix-Geburtshaus am Mohrenplatz neben der Marienkirche in Untermhaus wieder für die Besucher geöffnet. Wegen der Werkschau des Geraer Malers sind viele Ausstellungsstücke aus dem Dix-Haus in die Dauerausstellung in der Orangerie umgezogen. 

„Pünktlich zum 133. Geburtstag des Künstlers ist die neue Ausstellung im Otto-Dix-Haus fertig geworden", freut sich Claudia Schönjahn, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kunstsammlung Gera und verantwortlich für diese Schau. Es sei schon ziemlich sportlich gewesen, die Ausstellung in zwei Monaten zu stemmen, ergänzt sie. „Doch die leeren Räume mit einem neuen Konzept füllen zu müssen, ist auch gleichzeitig ein neuer Anfang, eine neue Chance". Daher steht auch die aktuelle Sonderausstellung unter dem Motto „Alles neu!". Neu sind nicht nur die vielen Dix-Werke, die hinzugekommen sind, sondern auch das Thema. Der Fokus liegt auf dem Jugend- und Frühwerk des Geraer Künstlers, der bis 1910 in Gera lebte und damit seine ersten Lebensjahre hier verbrachte. Etwa 200 Werke besitzt die Kunstsammlung Gera aus dieser Zeit. Darunter befinden sich 75 neue Schenkungen und Dauerleihgaben, die seit 2022 hinzugekommen sind. Die gezeigten wunderbaren Aquarelle, stammen aus der Sammlung Niescher und der Privatsammlung Bergenthal aus Iserlohn und entstanden um 1900 durch den 14-jährigen Dix. 

„Technisch reicht die Spannweite der Arbeiten von Otto Dix hier im Haus von Aquarellen, Zeichnungen, Holzschnitten und Radierungen bis hin zu Landschafts- und Silberstiftzeichnungen", so Claudia Schönjahn. Eine Wand zeigt die für Dix typischen Halbwelt-Szenerien der 1920-er Jahre mit ihren Huren, Zuhältern und Lustmördern. Weiterhin findet man klassische Porträts und anrührende Kinderzeichnungen. 1923 wurde seine Tochter Nelly geboren und der junge Vater hat die Geburt und das Baby, auf zärtliche und naturalistische Weise zugleich, mit dem Rötelstift festgehalten. Hier ist Dix nicht der harte Mann, wie er oft nach außen wirkte, sondern der liebevolle moderne Vater. 

Auf dieser Ebene, nur eine Tür weiter, kommt man in einen Raum mit besonderen Raritäten. Hier ist zu sehen, wie seine Maler-Kariere eigentlich begann. Alle paar Monate wird sich diese Schau aus restauratorischen Gründen verändern. Während die Gemälde hängen bleiben können, werden die Arbeiten auf Papier, aufgrund der Lichtempfindlichkeit, regelmäßig ausgetauscht. Als Höhepunkt sind zwei originale Radierplatten von Otto Dix zu sehen, die zum einen sein berühmtes „Selbstporträt im Profil" von 1922 und zum anderen das Kriegsmotiv „Die Schlacht" zeigen. Da diese Radierung nicht mit in die Kriegsmappe zum ersten Weltkrieg aufgenommen wurde, ist sie umso rarer und bedeutsamer. Eine Glasvitrine enthält drei originale Skizzenbücher des jungen Dix, die aus den Jahren 1903, 1905 und 1906 stammen. Diese gesammelten Zeichnungen sollen in Zukunft als digitale Medien am Bildschirm zum Durchblättern verfügbar sein. 

Die neue Schau zeige, dass die Geraer Sammlung durchaus Strahlkraft hat und dazu beitragen werde, dass sich Gera als Dix-Standort behaupten kann, ist sich Claudia Schönjahn sicher.

Gleich gegenüber dem Eingang befindet sich jetzt der neu eingerichtete Kreativraum „studiodix". Hier können sich Kinder und Jugendliche künstlerisch ausprobieren, ganz im Sinne des Meisters, der hier auch einmal Kind gewesen ist. Der Raum wurde mit recyceltem Mobiliar und recycelbaren Gegenständen, wie Pappkartons eingerichtet. An den magnetischen Wänden können die Arbeiten der kleinen Künstler angepinnt werden. 

Gemeinsam mit den begehbaren Räumlichkeiten der Familie Dix um 1900 ist das Geburtshaus ein neuer Anziehungspunkt in Gera. „Das Haus birgt Entdeckungen und zeigt gegenüber der Werkschau in der Orangerie auch Ergänzungen", bemerkt Holger Peter Saupe, Leiter der Kunstsammlung Gera. Daher lohne es sich, beide DIX-Ausstellungen zu besuchen. Die Sonderausstellung „Alles neu" ist bis zum 27. April zu sehen. 

Öffnungszeiten Otto-Dix-Haus, Mohrenplatz 4: Di -So/Feiertage, jeweils 11-17 Uhr. Am 24.12., 31.12. und 01.01. geschlossen.

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