Erfolgreiche Jungesellen im Dreierpack
Konnten sich über die bestandene Gesellenprüfung als Glaser freuen und verstärken jetzt als Junggesellen das Team der Grötsch Fensterbau GmbH in Gera-Unterhaus: Niclas Grötsch, Maxim Vogel und Hagen Wöll (v.r.). Foto: André Kühne
Gera (NG). Gleich drei frisch gebackene Junggesellen im Glaser-Handwerk aus einem Betrieb. Das hat es seit langer Zeit im Ostthüringer Handwerk nicht gegeben. In der Grötsch Fensterbau GmbH in Gera-Untermhaus ist dies jetzt Realität. Mit Niclas Grötsch, Maxim Vogel und Hagen Wöll haben gleich drei junge Männer die Gesellenprüfung gemeistert. Sie gehören jetzt zum 18-köpfigen Team des Handwerksunternehmens. Firmenchef Martin Grötsch ist stolz auf seine drei Schützlinge. „Es war ein langer und schwieriger Weg. Doch das Engagement hat sich gelohnt. Schließlich brauchen wir dringender denn je gut ausgebildete Fachkräfte in unserem Beruf", so der Glasermeister.
Lediglich sechs Azubis haben den Abschluss zum Glaser in Ostthüringen in diesem Jahr geschafft - und das bei derzeit 51 eingetragene Handwerksbetrieben. Dabei ist der Beruf so vielseitig, wie die drei Junggesellen unisono berichten. „Egal ob Glas, Stahl, Aluminium oder Holz – wir arbeiten mit so vielen Materialien, damit am Ende das perfekte Produkt entsteht"", erzählt Niclas. „Es ist immer wieder schön zu sehen, wie unsere Arbeit Jahrzehnte sichtbar und in Verwendung ist. Da merkt man, dass sich die Arbeit gelohnt hat."
Dabei geht es heute nicht mehr nur um die Reparatur kaputter Fensterscheiben. Der Beruf des Glasers ist mehr als anspruchsvoll und von viel technischem Know how geprägt. „Wir produzieren zum Großteil Kunststofffenster und stellen Sonnenschutz her. Die Glaserausbildung bildet dafür die Grundlage. Aber es kommen heute hochmoderne Maschinen zum Einsatz. Schließlich ist Präzision mehr denn je gefragt", erläutert Martin Grötsch. „Die heutigen Fenster und Verglasungen sind so komplex; da braucht es ausreichend Fachwissen bei Herstellung und Einbau."Dieses Fachwissen bringen Niclas, Maxim und Hagen dank ihrer fundierten Ausbildung jetzt mit. Während Hagen sein Glück in der Produktion gefunden hat, zieht es Maxim lieber zur Montage auf die Baustellen. „Ich brauche den Kontakt zu den Kunden, die Abwechslung an immer neuen Orten", erzählt er begeistert. Für Niclas steht schon jetzt fest, dass er eines Tages den Familienbetrieb, der im kommenden Jahr sein 125-jährigges Bestehen feiern kann und von Martin Grötsch derzeit in fünfter Generation geführt wird, übernehmen möchte.
Für den jetzigen Firmenchef sind die drei Junggesellen ein Lichtblick in einem Jahr, das auch von einem schweren Schicksalsschlag geprägt war. Sein Vater und vorheriger Firmeninhaber Matthias Grötsch ist plötzlich verstorben. "Es war für uns alle ein Schock. Er wäre sicherlich auch stolz auf die drei jungen Absolventen. Schade, dass er dies nicht mehr miterleben konnte."
Auch im Sinne seines Vaters möchte Martin Grötsch das Familienunternehmen in die Zukunft führen. So entsteht derzeit ein kompletter Firmenneubau, um die Fertigung noch effektiver zu gestalten. „Die bisherigen Räumlichkeiten haben nicht mehr ausgereicht. Das sind natürlich Investitionen, die sich auch amortisieren müssen", so der 47-jährige Glasermeister. Dabei kann er auf volle Auftragsbücher schauen. Die derzeitige Krise am Bau spürt das Ostthüringer Handwerksunternehmen nicht. So habe man frühzeitig auf größere Aufträge gesetzt und nur wenige Eigenheimprojekte. „Das zahlt sich jetzt aus."
Um auch künftig weiter expandieren zu können, braucht es aber auch den Berufsnachwuchs. Und hier sieht Martin Grötsch das Problem. Für das soeben begonnene Ausbildungsjahr habe man keinen Azubis gewinnen können. In der Lehrlingsrolle der Handwerkskammer ist momentan auch nur ein neuer Lehrvertrag registriert. „Das setzt unserer Branche natürlich zu", so Grötsch.
Was Martin Grötsch unter den Nägeln brennt und wo er einen Punkt für die geringe Bewerberzahl sieht, ist die Struktur der Berufsausbildung. „Die Berufsschule befindet sich in Torgau, die überbetriebliche Lehrunterweisung erfolgt in Leipzig. Das sind weite Anfahrtswege, die Jugendliche mehr denn je abschrecken", so der Glasermeister. Er wünscht sich, dass es in Ostthüringen wieder eine Möglichkeit der Beschulung gibt, vielleicht auch in bestimmten Bereichen mit den Tischlern zusammen. „Gerade in den Grundlagen und den verwendeten Maschinen sind sich beide Berufe sehr ähnlich", so sein Argument. Da gäbe es aus seiner Sicht sicher auch wieder mehr Jugendliche, die sich für den Beruf des Glasers entscheiden und seine drei jetzigen Junggesellen Niclas, Maxim und Hagen nicht die letzten gewesen sind.
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