Gesellschaft

Ein Licht für jedes verlorene Herz

Gedenkfeier am dritten Advent in der St. Elisabeth Kirche für Verwaiste Eltern und Geschwister

Erschienen am 09.12.2021

Der dritte Advent steht bevor, der Heiligabend nicht mehr weit. Die Vorfreude vor allem bei den Kindern wächst von Türchen zu Türchen. Doch nicht alle Menschen können sich an den strahlenden Augen ihrer Kinder erfreuen. Es gibt Eltern, die eines ihrer Kinder durch Frühtod, Krankheit, Unfall, Suizid oder Gewaltverbrechen verloren haben. Egal, wie lange es her ist, wie alt das Kind war, es bleibt eine schmerzliche Wunde. 

Der Verein Verwaiste Eltern Ostthüringen e.V. bringt jene Schicksalsschläge zusammen, will Kraft spenden und das Leben ein klein bisschen zuversichtlicher gestalten, vor allem in der schweren Zeit am Ende eines jeden Jahres. 

„Ich denke, es geht nicht nur mir so, Weihnachten mit den Kindern war einmal das Schönste in der Familie, die leuchtenden Augen unserer Kinder eines der kostbarsten Geschenke. Und heute? Weihnachten ist einer, der schwersten Tage für uns geworden, einer, den wir schon Wochen zuvor mit Schrecken im Kalender nahen sehen, einer, von dem wir uns schon lange vorher fragen, wie wir ihn überstehen sollen. Nichts ist mehr wie es war, kaum etwas von dem, was unsere Freude ausmachte, hat noch Gültigkeit und Bestand. Zu kaum einer anderen Zeit ist für uns die Kluft größer zwischen uns und unserer Umwelt. Kurz: Wie sollen wir Weihnachten überstehen? Ganz offen: Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Niemand wird sie haben. Nichts kann uns zwingen, an Weihnachten so zu tun, als wäre die Welt heil, wo doch für uns verwaiste Eltern kein Stein auf dem anderen geblieben ist. Es bleibt uns nur, abzuwägen, was noch trägt und was künftig für uns wichtig sein könnte", beschreibt eine Mutter ihren Verlust. 

Um ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, gibt es die Initiative Weltweites Kerzenleuchten. An jedem zweiten Sonntag im Dezember geht ein Licht um die Welt. Seit vielen Jahren stellen betroffene Familien 19 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt. Jedes Licht für ein Kind, welches verstorben ist und für das Wissen, dass diese Kinder das Leben erhellt haben. Außerdem laden Selbsthilfegruppen zu gemeinsamen Gedenk- und Trauerveranstaltungen ein. So auch der Verein Verwaiste Eltern und Geschwister Ostthüringen. 

Am Tag der dritten Adventskerze, wird 15 Uhr zu dieser Gedenkfeier für alle verstorbenen Kinder in die St. Elisabeth-Kirche nach Gera eingeladen. „Wir führen diese Gedenkfeier für alle von uns gegangenen Kinder durch. Eltern hören noch einmal die Namen ihrer Kinder, es werden Kerzen angezündet und Worte gesprochen", erzählt Trauerbegleiter und Notfallseelsorger Holger Günther. Er ist erster Ansprechpartner im Verein und telefonisch erreichbar: (036695) 21767. 

Aber ein Jahr hat 365 Tage, unzählige Tage an denen das eigene Kind fehlt und schmerzlich vermisst wird. „Um neben dem Friedhof einen Ort zu haben, an denen wir kommen und unsere Kinder finden können, haben wir vor drei Jahren den Herzenswald ins Leben gerufen. Er befindet sich in Windischenbernsdorf. Hier stehen Eichen, Buchen, Wildbirnen – sie symbolisieren Neuanfang, Ewigkeit, ein langes Leben. Sie schlagen Wurzeln des Lebens für jenes, welches verloren ging", weiß Holger Günther. Wer die Unterstützung des Vereins braucht: www.verwaiste-eltern-ostthueringen.de

 

Von Fanny Zölsmann

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