Gesellschaft

Gera erhält neues Naturschutzgebiet

Lasur und Eichberg gehören nun offiziell zu besonders schutzwürdigen Gebieten in Deutschland

Erschienen am 25.06.2021

Sie ist ein kleines Mosaik verschiedener Lebensräume, ein wahrer Schatz einzigartiger Biotope und vielfältiger Arten – die Lasur südostlich bei Gera. 455 Arten, von Orchideen bis zur Robinie gedeihen hier, 82 Vogelarten, viele Fledermausarten, 319 Käferarten und 109 Wildbienenarten, von denen 37 bereits auf der Roten Liste stehen. Die Lasur vereint Grünland und Halbtrockenrasen, Felsbildungen, Trockenwälder und Streuobstwiesen. 

Nach 85 Jahren haben sich alle Bemühungen gelohnt. Viele Biologen und Naturforscher, hauptamtlich wie ehrenamtlich, haben in den letzten Jahrzehnten mit Ehrgeiz und Beharrlichkeit daran gearbeitet, dass die Lasur samt Eichberg zum Naturschutzgebiet ausgewiesen wird. Aufgrund ihrer Biotop- und Artenvielfalt fasziniert die Landschaft seit vielen Jahrhunderten Naturwissenschaftler und Gelehrte – etwa den Geologen und Ornithologen Karl Theodor Liebe –, die hier bis heute auf unterschiedlichen Gebieten forschen und herausragende Ergebnisse publizieren. Seit dieser Woche symbolisiert nun die schwarze Eule auf gelbem Grund, diese Region als schützenswertes Naherholungsgebiet. 

Die Lasur samt Eichberg ist nun das 253. Naturschutzgebiet Thüringens. „In den 80er Jahren war ich nicht nur einmal hier. Als Schülerin von Ingeburg Kinast genieße ich nicht nur auf der Lasur prägende Kindheitserinnerungen. Auch der Stadtwald, der Eichberg und die Wiesen rund um Zwötzen eroberte ich in jungen Jahren", erinnert sich Umweltministerin Anja Siegesmund an ihre Kindheit in Gera zurück und betont während der offiziellen Einweihung zum Naturschutzgebiet Anfang der Woche: „Wir können nur das schützen, was wir kennen und schätzen." 

Das neue Naturschutzgebiet umfasst 93 Hektar. Es war ein langer Weg. „Zunächst war es unsere Aufgabe, nachdem 2006 bekannt wurde, dass die Lasur nicht unter Schutz steht, ein Schutzwürdigkeitsgutachten in Auftrag zu geben, um erneut die Schutzwürdigkeit und Bedürftigkeit der Lasur festzustellen und dann eine entsprechende Unterschutzstellung zu beantragen. Es galt sich mit der Oberen Naturschutzbehörde abzustimmen und die Formalien zu klären. Neben den theoretischen Vorausetzungen gibt es auch eine praktische Seite. Außer den Waldlebensräumen handelt es sich bei den Offenlandlebensräumen um sogenannte Lebensräume aus zweiter Hand, d.h. Erhalt und Entwicklung dieser Naturausstattung sind nur möglich, indem diese traditionell wieder genutzt bzw. gepflegt werden. Vor diesem Hintergrund ist es uns schon vor Jahren gelungen, den Schäfereibetrieb Rebenack mit ins Bott zu holen und auch entsprechende Förderungen für ihn zu beantragen. Ebenfalls haben wir es geschafft, auf diesen Flächen verschiedene Ausgleichsmaßnahmen zu legen, um die alten Streuobstwiesen zu erhalten und zu revitalisieren", erklärt Uta Bergner, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde, den fachlichen Weg. Die Lasur wird durch verschiedene Maßnahmen bewahrt und entwickelt. „Seit 2005 weidet hier ein Teil meiner Schafherde. Auf rund 15 Hektar Wiesenfläche halten sie das Gras kurz und verbeißen die Gebüsche", erklärt Schäfer Michael Rebenack. Der 39Jährige Landwirt hat sich 2004 als Schäfer selbstständig gemacht. 180 Schafe zählen zu seinem Bestand. 

Zu den engagierten Naturschützern, Biologen und Naturforschern, die sich für den Schutz der Lasur eingesetzt haben, gehört auch Kornelia Meyer. „Als ich vor 40 Jahren nach Gera kam, war eine meiner ersten Handlungen, der Gang auf die Lasur. Schon damals wurde mir dieses Gebiet als Besonderheit der Natur vorgestellt - und das ist es bis heute. Als Museum für Naturkunde haben wir hier sehr viel Schülerarbeit geleiset, u.a. mit den Biologie-Leistungskursen des Liebe-Gymnasiums. In der Sammlung des Museums befinden sich Herbarbelege von 1850", erinnert sich Kornelia Meyer, ehemalige Mitarbeiterin des Museums für Naturkunde, an ihre aktive Zeit zurück und beschreibt den Tag der Ausweisung der Lasur „als wichtigsten Tag in ihrem Leben". „Die Lasur gehört zu den besonders schutzwürdigen Gebieten in unserer Region, nicht nur aufgrund ihrer einzigartigen Biotop- und Artenvielfalt, sondern auch, weil von diesem kostbaren Fleckchen Erde mit dem weiten Blick über das Elster- und Gessental eine besondere Anziehungskraft für die Geraer ausgeht", würdigt OB Julian Vonarb.

 

Fanny Zölsmann

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