Gesellschaft

Warum die Trauerbuche weiß ist?

Neues Gera fragt nach: Andreas Dunkel, Teamleiter Stadtökologie, gibt Auskunft

Erschienen am 29.01.2021

Haben Sie sich das nicht auch schon mal gefragt, warum ist der große herunterhängende Baum auf dem Biermannplatz eigentlich weiß? Wurde er etwa angemalt? Wenn ja, warum? 

Für gewöhnlich sind nur die Rinden der Birken weiß. Hier auf dem Biermannplatz handelt es sich jedoch um eine Trauerbuche. Ich bin den Fragen auf den Grund gegangen. In Andreas Dunkel, Teamleiter Stadtökologie und Baumkontrolle, fand ich einen, der sich auskennt. „In der Tat, wir haben die Trauerbuche mit weißer Farbe angestrichen. Dies dient dem Schutz", erklärt der studierte Diplom-Gartenbauingenieur und führt weiter aus: „Seit rund 15 Jahren streichen wir jeden jungen Baum, den wir neu pflanzen. Manche erhalten wir schon angestrichen aus den Baumschulen." 

Die etwa hundertjährige Dame auf dem Biermannplatz wurde nachträglich, erst vor Kurzem, angestrichen. Aufgrund ihrer hängenden Äste schützen die Blätter nicht wie bei anderen Bäumen die Rinde. Besonders die Oberseite der Rinde, also die Haut des Baumes, ist damit vermehrt der Sonne und dem Wetter ausgesetzt. Die Wetterextreme durch das sich wandelnde Klima tun ihr Übriges. „Im Sommer haben wir an mehreren Standorten in Gera Schnittmaßnahmen durchgeführt und u.a. auch auf dem Ostfriedhof mehrere Buchen mit dieser Stammschutzfarbe gestrichen. In den letzten ein, zwei Jahren sind uns viele Bäume abgestorben – auch dem fehlenden Regen im Sommer geschuldet. Wir verzeichnen heute Sommermonate mit Temperaturen von bis zu 40 Grad. 

Risse, durch Wärme, vergleichbar mit Sonnenbrand, können die Folge sein. Während in dicht, eng mit Bäumen bestandenen Wäldern oder Alleen, sich die Bäume gegenseitig schützen, müssen wir in Parks und überall dort, wo Bäume allein stehen, nachhelfen. Der eine oder andere wird sich noch daran erinnern, wie er früher seine Obstbäume im Winter mit Kalk bestrichen hat", so Andreas Dunkel, der vor der Wende im Gartenbaubetrieb Niederpöllnitz gearbeitet hat. Die Trauerbuche Diese malerische Baumart auf dem Biermannplatz ist neben der Blutbuche die bekannteste Zierform der Rotbuche. Sie entstand als züchterische Weiterentwicklung einer natürlich auftretenden Hängeform. 

Die charakteristische Wulst am Stamm ensteht durch das Aufpropfen einer Hängebuche auf eine Buche. Sie wird besonders häufig auf Friedhöfen gepflanzt, denn sie bietet Schutz und Geborgenheit. Sie gilt als größte mitteleuropäische Trauerform eines Baumes. An manchen Orten und zu manchen Zeiten boten die tief herunterhängenden Äste Verliebten Schutz vor neugierigen Blicken.

 

Von Fanny Zölsmann

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