Gustav-Hennig-Platz dauerhaft gesperrt

Die mit Pflanzkübeln versperrte Zufahrt zum Gustav-Hennig-Platz. Foto: Jens Lohse
Gera (NG). Nach der überwiegend positiven Resonanz auf den im vergangenen September durchgeführten Verkehrsversuch am Gustav-Hennig-Platz hat sich die Stadtverwaltung in Abstimmung mit dem Ausschuss für Bau, Umwelt, Verkehr und Liegenschaften dazu entschieden, den Bereich dauerhaft für den motorisierten Verkehr zu sperren. Dafür wurden am 25. Mai große Pflanzkübel aufgestellt, die bereits während des Verkehrsversuchs zum Einsatz kamen. Konkret betroffen ist dabei die Rudolph-Diener-Straße oberhalb der Schlossstraße, die fortan nur noch von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden kann. Die Schloßstraße und das Parkhaus „Zentrum" sind fortan nur noch über die Dr.-Eckener-Straße erreichbar. Nach Hinweisen aus dem Verkehrsversuch wird außerdem die Rudolf-Diener-Straße zwischen Amthorstraße und Humboldtstraße bergauf als Einbahnstraße eingerichtet, wobei der Fahrradverkehr weiterhin in beide Richtungen fahren darf.
Mit der erneuten Sperrung reagiert die Stadt nun auf diese Ergebnisse und wartet nicht bis zur Umgestaltung des Gustav-Hennig-Platzes, die in den kommenden Jahren durchgeführt werden soll. „Unser Ziel ist es, noch mehr Bereiche der Innenstadt als attraktiven Aufenthaltsraum zu gestalten, mit hochwertigen Grünflächen und Verweilcharakter, damit sich die Menschen gern dort aufhalten. Doch dafür müssen auch die aktuell von Autoverkehr dominierten Verkehrsräume umgestaltet werden. Die Ergebnisse aus dem Verkehrsversuch stimmen optimistisch, dass der Gustav-Hennig-Platz ein solcher Ort werden kann", erklärt Michael Sonntag, Dezernent für Stadtentwicklung, Bau und Umwelt.
Der Verkehrsversuch fand im Zeitraum vom 5. bis zum 30. September 2022 statt. Ziel war es dabei herauszufinden, wie sich eine Sperrung an dieser Stelle auf die Verkehrsbelegung rund um den Gustav-Hennig-Platz auswirken würde. Das Ergebnis: Im Bereich zwischen der Schlossstraße und der Amthorstraße ging der motorisierte Verkehr um 66,5 Prozent zurück. Auch die Befürchtung, die Humboldtstraße könnte aufgrund der Sperrung zum Stau-Schwerpunkt werden, blieb unbegründet. Die Daten aus dem Verkehrsversuchen haben gezeigt, dass im Untersuchungszeitraum kein erhöhtes Verkehrsaufkommen festgestellt werden konnte. Zudem hat der Verkehrsversuch gezeigt, dass die Sperrung des Areals für den Kfz-Verkehr positive Aspekte auf den Fußgängerverkehr in der Schlossstraße hatte: Die Querung der Rudolph-Diener-Straße wurde sicherer, insbesondere auf der Ostseite konnten die Fußgänger sorglos flanieren, weil hier nicht mehr auf kreuzende Kraftfahrzeuge geachtet werden musste.
Seine Meinung zur Sperrung äußerte Stephan Brandner, direkt gewählter Bundestagsabgeordneter und Stadtratsmitglied in Gera: „Viele Bürger, Anwohner und betroffene Unternehmer haben kein Verständnis für diese Entscheidung der Stadt und sind mehr als verärgert. Es sind weite Umwege in Kauf zu nehmen, damit ein angeblich attraktiver Aufenthaltsraum geschaffen wird, der zum einen noch in Planung ist und bei dieser Haushaltsführung des derzeitigen Oberbürgermeisters wohl kaum umgesetzt werden wird. Eine Innenstadtbelebung und naturnahe Verweilräume werden nicht durch hektisch hingestellte Blumenkübel erreicht, da bedarf es eines Innenstadtkonzepts und eines Sicherheitskonzepts, welche bis dato immer noch nicht vorliegen. Das Projekt sieht mir nach einem undurchdachten Lobbyprojekt aus, das die Belange der Bürger, Unternehmer und Anwohner außer Acht lässt, völlig überstürzt durchgeführt wurde und zu einer weiteren Verödung der Innenstadt führen wird."
Seit 25. Mai ist auch die Jüdengasse aufgrund eines Verkehrsversuchs für den Durchgangsverkehr gesperrt. Dafür ist in Höhe des Augenoptikers und des Eingangs zum Kabarett „Fettnäppchen" ein Blumenkübel aufgestellt worden. Aus Richtung Kornmarkt ist die Jüdengasse nun als Sackgasse ausgeschildert.
Grund für die Verkehrsänderung ist die Vielzahl an Verkehrsverstößen in der Fußgängerzone. Insgesamt handelt es sich in dem gesamten Areal Kirchstraße, Jüdengasse und Kornmarkt verkehrsrechtlich um eine Fußgängerzone und damit um eine Verkehrsfläche, auf der Fußgänger Vorrang oder ausschließliches Nutzungsrecht gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern haben.