Heimerziehung in der DDR

Vor dem Geraer Theather ist die Blackbox-Ausstellung zur Heimerziehung in der DDR zu besichtigen. Foto: Jens Lohse
Gera (NG). Die Gedenkstätte Amthordurchgang lädt zusammen mit der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, dem Kulturamt der Stadt Gera und dem Theater Altenburg Gera noch bis zu 24. Juni zur Besichtigung der Ausstellung „Blackbox Heimerziehung - Eine Ausstellung der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau" ein. Die Ausstellung hat ihren Standort vor dem Theater Altenburg Gera auf dem Theaterplatz. Sie ist montags bis freitags jeweils von 10 bis 18 Uhr, am Samstag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Das oberste Ziel der Heimerziehung in Spezialheimen der DDR war die Herausbildung sogenannter „sozialistischer Persönlichkeiten" durch Umerziehung. Kinder und Jugendliche konnten in Spezialheime eingewiesen werden, wenn sie als „schwererziehbar" oder „verhaltensgestört" galten. Dehnbare Begriffe, die jegliche Form unangepassten Verhaltens einbezogen haben. Die gesamte Pädagogik der Spezialheime war darauf ausgerichtet, die Jugendlichen durch „Umerziehung" nahtlos in das sozialistische System einzufügen. Morgenappell, Schule, Arbeit, Sport und vormilitärischer Drill strukturierten den Tag. Die knappe Freizeit ermöglichte kaum Raum zur individuellen Entfaltung oder zum persönlichen Rückzug. 1989 existierten in der DDR insgesamt 32 Jugendwerkhöfe und 38 Spezialheime. Von 1949 bis 1989 durchliefen etwa 135.000 Kinder und Jugendliche das System der DDR-Spezialheime.
Die Blackbox Heimerziehung erinnert an die Geschichte der repressiven Erziehung in den Spezialheimen der DDR. Als ein mobiles Denkzeichen mit interaktivem Lernort reist sie als umgebauter Seecontainer an vormalige Heimstandorte. Sie beleuchtet die ideologischen Hintergründe sozialistischer Umerziehung und die innere Funktionsweise des DDR-Heimsystems. Im Mittelpunkt stehen die Erinnerungen ehemaliger Heimkinder. Diese verdeutlichen die bis in die Gegenwart hineinreichenden Folgen von mehr als 40 Jahren Umerziehung. Die Blackbox Heimerziehung ist ein wesentlicher Beitrag zur Erinnerungskultur und gegen das Vergessen.
Im Ausstellungszeitraum ist für den 4. Juni um 18 Uhr als Begleitprogramm ein Podium zum Thema: „Verlorene Zeit. Mit der Heimerziehung war meine Kindheit zu Ende" im Theater (Chorsaal) geplant.