Kultur

Der Meteorit ist im Museum gefallen

Neue Ausstellungsvitrine zeigt den Fall des Pohlitzer Gesteins vom 13. Oktober 1819

Erschienen am 03.09.2021

Die einen sammeln sie mit Leidenschaft, den anderen reicht es, sie leidenschaftlich anzuschauen. Gesteine in jeglicher Form, ob natürlichen Ursprungs oder von Menschenhand erbaut, wecken die Faszination in uns. Jahrelang schlummerte das Teilstück des Pohlitzer Meteoriten in den sicheren Kammern des Museums für Naturkunde. Nun ist es Teil der dauerhaften Ausstellung geworden. Federführend war hierfür Frank Hrouda samt der Geraer Mineralien- und Fossilienfreunde e. V. tätig. „Im Jahr unseres 45jährigen Bestehens war es uns eine Herzensangelegenheit eine Möglichkeit zu schaffen, das in unserer Sammlung schlummernde Meteoritenstück nun den Besuchern dauerhaft präsentieren zu können", erklärt Frank Hrouda. 

Verstreut auf der ganzen Welt, ist das Museum für Naturkunde heute im Besitz des drittgrößten Stückes. Dieses wiegt exakt 397,46 Gramm und kann nun bestaunt werden. „Zuvor wurde das kostbare Exponat nur im Sammlungsdepot aufbewahrt. Neben den vielen auch neuesten Informationen, die das Ausstellungsensemble bietet, kann außerdem eine beleuchtete Kopie des 1981 von Lutz Ketscher geschaffenen Gemäldes ‚Der Meteorfall zu Pohlitz' bewundert werden. Das Original besitzt die Chemiewerk Bad Köstritz GmbH", erklärt der Museumspädagoge. Als zusätzlichen Hingucker hat Restaurator Rainer Michelsson den Meteoriten rekonstruiert. In der neuen Ausstellungsvitrine ist er gerade „frisch" gefallen und ist Zeuge ewiger Geschichte. 

Der Pohlitzer ist einer von ca. 50 nachgewiesen gefallenen Meteoriten Deutschlands und rund 4,47 Milliarden Jahre alt. Er krachte vor über 200 Jahren, am 13. Oktober 1819, in Pohlitz bei Gera zu Boden. Seine Bahn kreutze die Erde und er fiel gegen 8 Uhr morgens zwischen Pohlitz und Langenberg nieder. Gefallen war der Meteorit auf das Feld des Pohlitzer Gutsbesitzers Johann Gottlieb Rothe nördlich des damals so genannten Haingrabens im Gebiet beim heutigen Chemiewerk Bad Köstritz. Am 15. Oktober 1819 entdeckte Rothe die Einschlagstelle mit rund einem Meter Durchmesser auf seinem Feld. Der Meteorit hatte bei seiner Bergung eine Gesamtmasse von ca. 3,5 Kilogramm. Rothe übergab den Meteoriten an den Pohlitzer Amtsschulzen Johann Christoph Behr. Bei diesem aufbewahrt, schlugen sich bereits zahlreiche Personen größere und kleinere Teilstücke vom Meteoriten ab. Darunter auch Dr. Karl Georg Ludwig Schottin, der Johann Wolfgang von Goethe in einem Brief samt einer kleinen Probe des Meteoriten am 19. Oktober 1819 über das aufsehenerregende Ereignis informierte. Die reußische Regierung kaufte das restliche Teilstück des Meteoriten am 4. November 1819 von Rothe. In Gera wurde es im Gymnasium Rutheneum als ein unveräußerliches und unantastbares Heiligtum unter einem Glaskasten aufbewahrt. Diese Haltung hatte leider nicht sehr lange Bestand. 

Im Februar 1846 wurden erneut 1,1 Kilogramm des Meteoriten in Form kleinerer und größerer Stücke abgeschlagen und gegen andere Mineralien für die Sammlung des Gymnasiums Rutheneum mit der Mineralienhandlung Böhmer und Schumann in Berlin getauscht", erklärt Museumspädagoge Frank Hrouda. 1854 wurden zwei weitere Teilstücke des Meteoriten gegen 300 zum Teil hochwertige Mineralien für die Sammlung des Gymnasiums mit der Mineralienhandlung von Dr. Adam August Krantz in Bonn getauscht. Rund 5.000 Euro hat neue Ausstellungsvitrine samt Technik gekostet. Für die zur Umsetzung hat der Verein Überschüsse der Staatslotterie von der Thüringer Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz Anja Siegesmund, Spenden von der Volksbank eG Gera–Jena–Rudolstadt und eine private Geldspende von Gottfried Löscher, Enkel des Geraer Gymnasialprofessors Karl Gustav Löscher, erhalten.

 

Fanny Zölsmann

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