Kultur

Tietz Kaufhaus im Fokus

Der dritte Bauhaustag in Gera am 5. September steht unter dem Motto „Bauhaus trifft Geschichte“

Erschienen am 25.06.2021

„Wir machen weiter", so Heinz Roeske, Vorsitzender des Vereins Heimat Region Gera, im Anschluss an die Premiere im Bauhausjahr 2019. Nach „Bauhaus trifft Musik" im Jahre 2020 soll sich in diesem Jahr am 5. September alles unter dem Slogan „Bauhaus triff Geschichte" abspielen. 

Geschichtsträchtig ist unser Gera auf jeden Fall. Dazu kommt das Gedenken an neun Jahrhunderte Jüdisches Lebens in Thüringen. Auch Gera kann in dieser Beziehung mit vielen Beispielen dazu beitragen. Gleich drei Vereine haben sich gemeinsam mit der Stadtverwaltung an der Vorbereitung beteiligt. Neben dem Initiator und dem Verein Gästeführer Region Gera e.V. sitzt der Verein „Gedenkstätte Amthordurchgang" diesmal mit im Boot. Unter dessen Leitung wird das ehemalige Tietz-Kaufhaus, auch als „konsument-" oder Horten-Kaufhaus bei den Geraern bekannt, das historische Hauptaugenmerk des dritten Bauhaustages bilden. Der Kaufmann Oscar Tietz hatte 1882 an dieser Stelle ein Textilgeschäft eröffnet und damit den Grundstein für die Warenhauskette „Herrmann Tietz" gelegt, die später Hertie hieß und dann von Karstadt übernommen wurde. Während der NS-Zeit wurde im Rahmen der sogenannten „Arisierung" die Familie Tietz schrittweise enteignet. Der Verein bereitet aktuell ebenfalls eine Präsentation von Einzelschicksalen jüdischer Menschen in den vierziger Jahren in Gera vor. 

Für die Schirmherrschaft konnten in diesem Jahr die Bundestagsabgeordnete der SPD, Elisabeth Kaiser und der Bundestagsabgeordnete der CDU, Volkmar Vogel gewonnen werden. Beide sind im Bundestag in der Städtebauförderung aktiv und freuen sich, dass in Gera jedes Jahr an das Bewusstsein des neuen Bauens erinnert wird. Elisabeth Kaiser lobte das ehrenamtliche Engagement der Organisatoren, die jedes Jahr eine attraktive Brücke zu den Menschen bauen. Wohnen Bauen, Arbeiten Leben das sei die Bauhausidee für unsere Zeit. Sie freue sich, dass in diesem Jahr die Erinnerung an viele bekannte jüdische Architekten und jüdische Mitbürger, die in Gera tätig waren und unter anderen das Tietz-Quartier schufen, wach gehalten werde. 

Volkmar Vogel outet sich als wahrer Bauhausfan und bezeichnet Bauhaus als eine Versöhnung zwischen Kunst und Denken. Hier sei es gelungen, eine Symbiose herzustellen, die zeigt, wie prägend diese Bauhausepoche noch für unsere Zeit ist, und bleiben wird. Zusammen mit Privat, Wirtschaft und Ehrenamt ließe sich dieses Potential leben und fördern. Hendrik Ziegenbein, Vorstandschef der Sparkasse Gera-Greiz, die ein fester Partner des Bauhaustages ist, freut sich mit dem Handelshof zum Bauhausensemble der Stadt aktiv beitragen zu können. Für ihn ist es eine beachtliche Leistung, denn das Gebäude wurde nach nur 14 Monaten Bauzeit im November 1929 eingeweiht. 

Die Dachterrasse hoch oben über dem Stadtzentrum öffnet am Bauhaustag erneut für die Besucher (nach vorheriger Anmeldung). Auch in diesem Jahr werden die Zentren des neuen Bauens in Gera am Bauhaustag für die Besucher geöffnet. Haus Schulenburg, Villa Meyer, Getzner in Zwötzen und die alte Schäferklinik gehören dazu. Der Goldebau in der Wiesestraße befindet sich im Umbau und bleibt in diesem Jahr außen vor. Im Fokus steht jedoch das ehemalige Kaufhaus auf der Sorge. Im Erdgeschoss lädt der Verein „Gedenkstätte Amthordurchgang" zu einer Zeitreise ein. In einer Multimedia-Präsentation werden Erinnerungen an die 1980-er Jahren wach. Filmaufnahmen von Modenschauen aus dem „konsument-Warenhaus", sowie die Ansagen aus dem Lautsprecher, die auf die Warenangebote im größten Verkaufszentrum Geras hinwiesen, sind aufgetaucht. Eine ganz besondere Attraktivität wird aktuell leider nur zehn Besuchern zuteil werden, nämlich eine Tour durch das Haus vom Keller bis zum Dach. „Stationen sind das Büro von Inhaber Tietz, die Lohnabteilung, der Tresorraum, die Abhörzentrale der Staatssicherheit und die Änderungsschneiderei unter dem Dach des Hauses", berichtet Heinz Roeske. Auch architektonische Besonderheiten werden gezeigt. Es werde wohl die letzte Gelegenheit sein, das Gebäude im jetzigen Zustand noch einmal zu erleben, so Roeske.

 

Wolfgang Hesse

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