Politik

„Mein Debschwitz – ja, das lob ich mir“

Andreas Kinder will durch körperliche Aktivität im Sportstudio, zum Beispiel durch Gerätestemmen, fit sein, um auch so die vielen künftigen Anforderungen als Ortsteilbürgermeister besser stemmen zu können. Foto: Erika Baumann

Erschienen am 23.07.2024| Jahrgang: NG 15/24

Von Harald Baumann

Hallo Andreas, wir haben uns auf das, wie Du es nennst, bürgernahe Du geeinigt. Deshalb zunächst unseren Glückwunsch zu Deiner Wahl als Ortsteilbürgermeister des großen schmucken Stadtteils Debschwitz. Wie kam es dazu?

Nun, das war eine Art Hürdenlauf, kein Durchmarsch. Zum zweiten Mal nach 2021 waren die Wähler in Debschwitz und Heinrichsgrün zur Wahl des Ortsteilbürgermeisters und des Ortsteilrats aufgerufen. Ich bewarb mich. Es kam zu einer Stichwahl, bei der ich unterlag. Beim nächsten Wahlgang klappte es. Ich erhielt 2800 Stimmen, 66 Prozent der abgegebenen. Ich war regelrecht hingerissen und danke von Herzen allen, die mir ihr Vertrauen schenkten.

Wie bewertest Du die Wahl des „Spitzen-Ehrenamts"?

Ich bin einer von 22 gewählten Ortsteilbürgermeistern von Gera, die zusammen mit dem ebenfalls ehrenamtlich tätigen jeweiligen Ortsteilrat (unser Rat umfasst elf Mitglieder) sich für die Bürgerinteressen und das Vorankommen des Stadtteils zum Wohle aller einsetzen. Beide Institutionen können, werden und wollen sich, dessen bin ich gewiss, als Beweis bürgernaher lebendiger Demokratie bewähren. Sie sind, wenn sie effektiv arbeiten, in vertrauensvoller Kooperation mit den Stadtvätern und dem neuen Oberbürgermeister Kurt Dannenberg und der hinter ihm stehenden starken CDU-Mannschaft bereit, die Ortsteile lebens- und liebenswerter zu gestalten. Vielleicht gelingt es dabei, mehr Einigkeit im Stadtrat zu erzielen.

Und was hast Du Dir persönlich vorgenommen?

Ich habe fest im Arbeitsplan, noch stärker mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Da gibt es verschiedene bewährte Formen. Ich werde zweimal im Monat spezielle Sprechstunden für alle Bürger durchführen. Wir wollen als lokale Politiker noch besser rauskriegen, was die Debschwitzer bewegt und wie wir sie noch besser in die ehrenamtlichen Aktivitäten, Vorhaben und Ziele einbinden.
Unser Ortsteil ist Heimstatt für eine Vielzahl von Anliegen auf politischer, sozialer und kultureller Ebene. Deshalb werde ich mich einmal im Monat auch mit den Vereinsspitzen beraten. Ab August kann mich jeder Debschwitzer anrufen: Telefon (0365) 55170115/E-Mail: debschwitzheinrichsgruen@gmx.de

Na gut, da wollen wir mal sehen, wie Du Dich im Ehrenamt hervortun kannst?

Ich bin Jahrgang 1981 und ledig, habe an der FSU Jena studiert, bin Magister für Erziehungswissenschaft, Soziologie und Geschichte, qualifiziert zur Lehrertätigkeit. Seitdem ich in Debschwitz wohne, habe ich die Gelegenheit wahrgenommen, auf vielfältige Weise, auch organisierend, tätig zu sein.
Dabei hilft mir, dass ich CDU-Stadtratsmitglied bin und stellvertretender Stadtratsvorsitzender. Die Debschwitzer sind ein fleißiger Menschenschlag und scheinen sich gemeinsam gut zu vertragen. Darauf wollen ich und unser Ortsteilrat aufbauen, wenn wir jetzt planen, mit welchen Vorhaben wir den Stadtteil noch besser wohn- und erlebbar gestalten werden.

Gibt es praktische Hilfe der Stadt?

Zunächst bezahlt sie das Büro des Ortsteilrates und stellt uns eine Fachkraft zur Verfügung, um bei Verwaltungsfragen zu helfen. Stadt und Stadtteilgremien müssen zu fruchtbarer Zusammenarbeit finden. Da sind wir noch auf der Suche.

Ist Debschwitz für den Ortsteilbürgermeister und seinen Ortsteilrat ein lohnendes Feld für Bürgeraktivität?

Aber ja. Der Stadtteil hat eine außerordentlich interessante Geschichte. Debschwitz wird erstmals im 14. Jahrhundert als slawische Siedlung erwähnt und 1912 nach Gera eingemeindet. Es ist der zweigrößte Stadtteil Geras. Lange Zeit war der Ort geprägt als Fabrik- und Arbeitersiedlung (Beispiele: Golde Bau und WEMA).
Derzeit zählen wir rund 11.000 Einwohner, und die Zahl wächst. Denn es gibt noch bezahlbaren Wohnraum. Positiv wirkt sich die Stadtzentrumsnähe aus, die gute Verkehrsanbindung (Straßenbahn, mehrere Buslinien und zwei Bundesstraßen). So kann sich in wachsendem Maße moderne Industrie gut entfalten. Wir sind stolz auf vier Kitas, eine Grund- und eine Regelschule.
Zu den liebenswerten Zielen für Einheimische und Besucher gehört der attraktive Tierpark, der schmucke Dahliengarten und die Radrennbahn (derzeit jedoch reparaturbedürftig). Hervorheben möchte ich: In unserem Stadtteil wirken recht aktiv mehrere Sportvereine wie der JFC, der SSV 1990 und VfL 1990. Für sie könnte eines der nächsten Ehrenamtsziele zum Beispiel die Wiederbelebung des Fuchsturmes sein.

Unser Gesprächspartner Andreas Kinder greift abschließend zurück auf eine berühmte Dichteraussage: „Mein Leipzig lob ich mir, es bildet seine Leute." Das möchte er geändert sehen: „Mein Debschwitz lob ich mir, es bildet seine Leute". Und er ergänzt: „Unser Ortsteil kann sich sehen lassen. Doch es gibt noch viel zu verbessern. Wenn alle Bürger mitziehen, schaffen wir das."

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