Politik

Bleibendes Gedenken

Stadt und Geraer Christen erinnern an Zerstörung Geras vor 76 Jahren

Erschienen am 16.04.2021

Wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, am 6. April 1945, wurde Gera vom schwersten Luftangriff der Kriegsjahre heimgesucht. In nicht einmal 15 Minuten wurden systematisch die westliche Innenstadt und die Bahnanlagen von Haupt- und Südbahnhof bombardiert. 284 Tonnen Brand- und Sprengbomben fielen auf der Stadt und kosteten 142 Menschen das Leben. 375 Gebäude wurden zerstört. 

Zu den Totalschäden gehörten das Schloss Osterstein, das Kulissenhaus des Reußischen Theaters, der Schlachthof und die Cuba-Mühle. Ein besonders schweres Schicksal erlitten die Mädchen der Berufsschule in der heutigen Florian-Geyer-Straße. 34 Mädchen und zwei Lehrerinnen kamen hier ums Leben. Als hörbare Mahnung und zum Gedächtnis läuteten am Vormittag ab 10.18 Uhr, dem Beginn der Bombardierung, die Glocken aller Geraer Stadtkirchen. In einer digitalen Gedenkveranstaltung erinnerten die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Gera (ACK) und Geras Oberbürgermeister Julian Vonarb an dieses Ereignis. Der vom Nationalsozialismus begonnene Angriffskrieg kehrte zurück in die deutschen Städte. „Artilleriebeschuss und Luftangriffe forderten insgesamt 548 Menschenleben. 

Von 1944 bis 1945 wurde in Summe eine Bombenlast von 550 Tonnen abgeworfen. Über 2.600 Menschen waren direkte Opfer des Krieges und über 11.000 Bewohner der Stadt verloren ihr Obdach", erinnerte Julian Vorarb. Die Opfer von damals strahlen in unsere Zeit hinein. Deshalb solle der 6. April 1945 als Gedenktag dauerhaft im Gedächtnis der Bürger der Stadt erhalten bleiben. „Jedes Jahr gedenken wir zu Recht den Opfern des Nationalsozialismus, den gefallenen Soldaten und besonderen Wendepunkten des Krieges", so Vonarb weiter. Gerade in einer Zeit, in der Ressentiments gegenüber Fremden alltäglich zu spüren sind, müsse man an jedem Tag Erinnerungsarbeit leisten, um besonders junge Menschen zu erreichen. Wir sollten nie aufhören, uns für Frieden und Freiheit und die Wahrung der Menschenrechte einzusetzen, sagte der Oberbürgermeister. 

Der Ort für die Gedenkveranstaltung, das Gebäude der Christlichen Gemeinschaftsschule Gera, war nicht allein wegen der vielen Opfer um den Hauptbahnhof herum gewählt worden, sondern auch als ein Ort der Hoffnung, des Lernens und der Zukunft, erklärte der Sprecher der ACK Andreas Martz. „Aus Gedanken werden Worte und aus Worten werden Taten. Das zeigt die Geschichte. Die feindseligen Gedanken und Worte der Nazizeit mündeten in die verbrecherischen Taten, die Millionen Menschen das Leben kosteten", so Martz. Unser Gedenken an den 6. April 1945 werde von Mitgefühl, Sorge und Trauer aber auch von Friedenssehnsucht, Hoffnung und Liebe getragen. Daher müssten wir alles tun, damit dieser Ort, wo heute eine Schule steht, nie wieder zerstört wird. „Als Christen leben wir hier und heute", ergänzt er. „Ganz im Sinne des Bibelwortes ‚Suchet der Stadt Bestes' sehen wir unseren aktuellen Auftrag in dieser Zeit." Musikalische Beiträge von Schülern der Schule, eine Dokumentation von Matthias Wagner, dem Leiter des Stadtmuseums, und eine Andacht von Pastor Christof Lenzen waren im Verlauf der Gedenkveranstaltung zu sehen. Der Beitrag wurde von Thüringer Medienbildungszentrum Gera live übertragen und ist über den Youtube-Kanal von Labor14 jederzeit abrufbar. https://www.youtube.com/user/ottodix2011

 

Wolfgang Hesse

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