Wirtschaft

Speeddating mit Ausbildungsfirmen

Zusammenarbeit mit Bosnien – Fachkräfte sichern – Euro Schule bilden wieder Altenpfleger aus

Erschienen am 11.01.2019

Fachkräfte sichern Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Beschäftigung, Wohlstand und Lebensqualität. Angesichts der demografischen Entwicklung ist die Sicherung des Fachkräftebedarfs eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte für alle Akteure aus Politik und Wirtschaft. Zwar gibt es noch keinen flächendeckenden Mangel, aber viele Branchen und Regionen können offene Stellen bereits jetzt nicht mehr besetzen. Dazu gehört auch der Sektor Altenpflege. Wenige bleiben nach ihrem Schulabschluss in der Region und wenn doch, sind diese selten für den Beruf zu begeistern. Dies weiß auch die Euro Schule Gera, in welcher ab März nochmals die Ausbildung zum Altenpfleger beginnen soll. Doch die Schüler stehen nicht Schlange, sondern Firmen und Schule müssen sich Gedanken darüber machen, wie man junge Menschen für den Beruf motiviert. 

Die Euro Schule geht deshalb einen neuen Weg und arbeitet mit der bosnischen Vermittlungsagentur Jobstep zusammen. Diese hilft jungen Menschen bei der Ausbildungssuche in Deutschland, bereitet die Interessenten mit Sprachkursen vor und hilft bei den bürokratischen Hürden. „Wir haben mit der Agentur bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Natürlich haben wir im Vorfeld auch mit den Firmen gesprochen, welche Ausbildungsplätze im Bereich der Altenpflege anbieten. Hier war man begeistert, also galt es für uns die Einrichtungen und die an der Ausbildung interessierten zusammenzubringen", erklärt Anett Grießer, die stellvertretende Schulleiterin der Euro Schule Gera/Pößneck. 

Wichtigste Voraussetzung für den Beginn einer Ausbildung in Deutschland ist die Sprache. Hierauf achten alle mitwirkenden Parteien und so ist der Sprachkursabschluss B1 Mindestanforderung. Ist dies gegeben sorgen Schule und Agentur für ein Treffen mit den potenziellen Arbeitgebern und der Schule. So auch im Dezember des vergangenen Jahres. Mehr als 20 junge Bosnier besuchten die Euro Schule und trafen in einer Art „Speeddating" auf die Einrichtungen und Firmen, welche die praktische Ausbildung übernehmen werden. „In Bosnien gibt es keine Chancen für eine Berufsausbildung. Vor allem der Bereich Altenpflege ist eher unbekannt, denn hier werden die älteren Generationen zu einem großen Teil noch immer zu Hause gepflegt. Doch die jungen Menschen wollen eine Ausbildung und gehen daher ins Ausland", so Izeta Alibegovic von der Vermittlungsagentur Jobstep. Die Gespräche laufen dabei wie bei einem Vorstellungsgespräch ab. Zwar etwas verkürzt, aber mit dem gleichen Ziel: Herausfinden ob man zueinander passt, so dass die Ausbildung im März beginnen kann. „Da muss man schon einen kühlen Kopf bewahren, um genau mitzubekommen welche Einrichtung im Detail, was macht und was diese anbieten. Der Beruf hat Zukunft und Erfahrungen haben wir fast alle von Haus aus, denn bei uns gibt es nur wenige Pflegeeinrichtungen. Es passiert alles zu Hause und wir haben Opa und Opa in der Familie gepflegt", erklären Melvin Pandic und Amra Malabdic, die an diesem Tag einen Bewerbungs- und Gesprächsmarathon hinter sich bringen. So lernt man sich kennen, spricht mit der Schule über die theoretische Ausbildung und bekommt einen Überblick auf die Stadt, in der der ein oder andere in den kommenden Jahren leben wird.

 Viel Zeit bleibt aber nicht, denn es gibt nicht nur viele Gesprächspartner und Themen, sondern beide Seiten sollten sich auch möglichst schnell einigen. So manchem gelingt dies noch am gleichen Tag. Andere werden sich spätestens im Januar einigen, denn die Zeit drängt. „Die Klasse, welche im März mit der Ausbildung beginnt soll ca. 25 Personen stark sein. Wir haben einige Jugendliche aus unserer Region die die Ausbildung beginnen wollen und je nachdem wie sich die heute beteiligten einigen, kommen noch einige hinzu", so Antett Grießer weiter, die sich über den Verlauf der Gespräche freut. Sind die Berufseinsteiger vermittelt, endet die Arbeit für die Agentur jedoch noch nicht, denn gemeinsam mit dem Auszubildenden führt der Weg mit dem Ausbildungsvertrag zur Botschaft in Sarajevo. Erst mit der Genehmigung vor Ort kann für die jungen Menschen die Ausbildung in der Euro Schule in Gera beginnen. Von Lars Werner

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