Kultur

Von expressiver Malerei bis ins Innere des Lichts

Bruno Griesel, hier vor dem Bild „Johanna am Meer“, stellt im Sanitätshaus Carqueville aus. Foto: Wolfgang Hesse

Erschienen am 16.04.2025| Jahrgang: NG 8/2025

Von Wolfgang Hesse

Gera (NG). Es ist spannend, das Werk eines Künstlers, der fast 40 Jahre seine Kreativität in der Malerei gefunden hat, in einer Ausstellung über alle Schaffensperioden betrachten zu können. Das ist aktuell mit der Schau zu Bruno Griesel im ersten Stock des Sanitätshauses Carqueville in Töppeln möglich. Das Herz von Peter Carqueville und auch das seines Sohnes Felix schlagen für die Kunst. Regelmäßig präsentieren beide, auf der Verwaltungsetage der Zentrale in Töppeln, Ausstellungen mit Künstlern aus nah und fern. „Der Kontakt kam durch Peter Carqueville zustande, der mich letztes Jahr ansprach", erklärt Bruno Griesel. Er freue sich, durch diese Schau erstmals in Thüringen ausstellen zu können.
Bereits frühzeitig beschäftigte sich der 1960 in Jena geborene Künstler mit Philosophie und kreativer Kunst. „Musik und die schreibende Zunft waren nicht das Richtige für mich", erinnert sich Bruno Griesel. „So habe ich mich für das entschieden, was am besten zu mir passte, für die Malerei". Im Alter von 14 Jahren legte er den beruflichen Grundstein an der Abendakademie für Malerei in Leipzig, was schließlich in ein Studium für Zeichnung und Malerei mündete.
Nach der Studienzeit von 1981 bis 1986 an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, die in Künstlerkreisen gern Akademie genannt wird, wurde er Meisterschüler bei Professor Bernhard Heisig. Dem Mitbegründer der Leipziger Schule und langjährigen Direktor der Akademie ist, anlässlich seines 100. Geburtstages, aktuell eine Werkschau im Museum der bildenden Künste Leipzig gewidmet.
Bruno Griesel konnte von 1986 bis heute durch die Malerei seinen Lebensunterhalt erarbeiten. Darauf ist er stolz. Zehn Jahre lang wurde er durch Alp Galleries in New York vertreten. Einige größere Ausstellungen führten ihn in Specks Hof nach Leipzig, in die USA, nach Tokio und in die Galerie von Sybille Buckwitz in Kronberg, um nur einige zu nennen.
Neben drei Motiven aus den 1990-er Jahren zeigt die Ausstellung in Töppeln auch ein Selbstporträt aus seiner Akademiezeit, das Bruno Griesel noch nie öffentlich gezeigt hat.
Mit dem Jahre 2000 trennte sich Bruno Griesel von den sehr expressiv und aufwändig gestalteten Motiven. „Ich habe mich in die Geschichte des 18. Jahrhunderts begeben, mir die Farbenlehre von Goethe gekauft und das anthropische Prinzip für mich entdeckt", erklärt Griesel. Damit hat seine Malerei neue Nuancen bekommen. „Die Motive zeigen sich in nahezu altmeisterlicher Vollendung", betonte Anna Lehmann-Ertel während der Einführung. „In seinen Arbeiten sieht er sich mit hoch komplexen Sachverhalten aus Theologie, Philosophie und Physik konfrontiert, die außerhalb unseres Bewusstseins liegen", so die Kunsthistorikerin.
Ein aktuelles Gemälde aus den Jahren 2024/25, unter dem Titel „Johanna am Meer", zeigt eine Frau im Licht, in den Händen einen Engelsmantel. Das Licht und das Weiß nehmen in seinen Werken gewisse Vorrangstellungen ein. Als weiße Lichtgestalt im Sinne einer Figur, welche das gesamte Menschliche in sich vereint, spielt Pierrot Lunaire in vielen Bildern Griesels eine zentrale Rolle. Ihm gegenüber steht Arlequino, ebenfalls eine Figur aus der italienischen Commedia dell'arte. Der Harlekin symbolisiert das Farbige, das Zweigeteilte oder das Diabolische, wobei auch hier das Licht eine wichtige Rolle spielt.
„Jedes von Griesels Bildern ist das Ergebnis seiner vielen Gedanken, wobei ein Bild nur eine Momentaufnahme widerspiegelt. Man kann sich seine Gedanken nur in der Summe aller Bilder erschließen", erklärt Anna Lehmann-Ertel im Gespräch.
In der ersten Etage des Sanitätshauses in Töppeln in der Flurstraße 6 kann die Ausstellung zu den regulären Öffnungszeiten besucht werden. Alle Exponate sind auch „käuflich". Eine Preisliste liegt aus.

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