Kultur

Von Hartschaum bis Vergänglichkeit

Annedore Dietze (links) und Ulrike Buhl vor zwei ihrer Arbeiten im Kunstverein Gera. Foto: Wolfgang Hesse

Erschienen am 07.02.2023

Von Wolfgang Hesse 

Gera (NG). Obwohl beide Künstlerinnen ganz unterschiedliche Materialien für ihre Arbeiten verwenden, gibt es doch visuelle Ähnlichkeiten zwischen den Ausstellungsstücken. Die Bildhauerin Ulrike Buhl arbeitet bevorzugt mit Bronze, Steinguss und neuerdings mit Polyurethan-Hartschaum. Mehrere Arbeiten aus diesem leichten Material zeigt die Künstlerin in Gera. Ihre Formen bestehen aus „Mixed Media" und verraten nichts über die verwendeten Grundstoffe. „Ich schaffe im Spiel zwischen Präzision oder Zufall eigenwillige plastische Arbeiten mit innewohnender Widersprüchlichkeit. Sie erzählen von schonungsloser Aggression und sind zugleich von großer Sensibilität geprägt", sagt Ulrike Buhl. Ihre Installation „Cellebration" gab der Ausstellung den Titel. Mit schwarzem leichtem Material in verschiedener Größe und Substanz kreiert sie einmalige Installationen. In Gera hat sie der fensterlose Raum im Kunstverein dazu inspiriert. Die in Gera gezeigten Arbeiten stammen aus ihren Reihen Implosionen und Kommunikation. 

Die Malerin Annedore Dietze setzt ihren Blick auf das Leben und das Vergehen in Bilder um. „Die farbigen Arbeiten stammen aus der letzten Zeit. Es sind Inspirationen über das Thema Pfingstrose", erklärt die Künstlerin. „Die Blumen sind nicht lieblich, sondern auch teilweise schwer auszuhalten in ihrer Komplexität." Das Farbige, das Graue oder auch das Schwarze stehen im Gesamtzusammenhang. „Dogs in Roses" stammt aus dem Jahre 2022 und spiegelt diese Aussage anschaulich wider. „Meine Darstellungen, Natur, Tiere, Menschen sind alles Körper, die mit Vergänglichkeit zu tun haben. In allem was ich darstelle, ist immer das Vergehen zu entdecken, der Tod." Lebensfreude, Vergänglichkeit und Tod liegen bei ihren Arbeiten dicht nebeneinander. 

Während im Kunstverein überwiegend farbige Bilder zu sehen sind, zeigt die Künstlerin in der ehemaligen Fleischerei in der Weinbergstraße 4, dem gefliesten Jugendstil-Raum „Fliesenschön", Arbeiten zum Thema Fleisch- und Hautmalerei. Die Gemälde mit den Bezeichnungen „Beute", Körper", Arm" und „Variation" in Grau- Haut- und Schwarztönen zeigen totes Fleisch von Tieren und einen tätowierten Arm. Beide Ausstellungen kamen auf Anregung des Katholischen Pfarrers Dekan Bertram Wolf zustande. Er kennt Annedore Dietze bereits aus der Schulzeit, war damals schon von ihren Zeichnungen begeistert, hat ihr Schaffen über Jahre intensiv verfolgt und ist zum Sammler geworden. Pfarrer Dr. Frank Hiddemann und Bertram Wolf organisieren alljährlich die Ökumenischen Akademie Gera-Altenburg (ÖA). Das „Fliesenschön" gehört zu den Veranstaltungsräumen und beherbergt aktuell diese kleine außergewöhnliche Ausstellung unter dem Titel „nicht jedes fleisch ist das gleiche fleisch". 

Die Ausstellungen im Fliesenschön und im Kunstverein auf dem Markt, können bis zum 18.März jeweils freitags und samstags von 15-18 Uhr kostenlos besucht werden.

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