Wismut Gera vor neuen Herausforderungen

Mit gerade einmal 25 Jahren ist Maximilian Weiß der jüngste Präsident in der Vereinsgeschichte der BSG Wismut Gera. Foto: Jens Lohse
Von Jens Lohse
Gera (NG). Als Thüringenliga-Vizemeister hat die BSG Wismut Gera nach fünf Spielzeiten in der höchsten Spielklasse des Freistaats die Rückkehr in die NOFV-Oberliga geschafft. Eineinhalb Wochen vor Saisonbeginn unterhielten wir uns mit Wismut-Präsident Maximilian Weiß über das letzte Spieljahr und die anstehenden Aufgaben.
Wie nervenaufreibend war die letzte Saison für Sie als jüngster Präsident in der Geschichte der BSG Wismut Gera?
Da es die erste Saison war, die ich zu einhundert Prozent selbst beeinflussen konnte, war der Druck natürlich groß. Obwohl man dazu sagen muss, dass wir uns den in gewisser Weise auch selbst macht haben. Aber um die eigenen Ziele zu erreichen, ist das auch notwendig.
Unterm Strich stand der ersehnte Aufstieg in die NOFV-Oberliga. Zwei Spieltage vor Schluss haben Sie noch Trainer Kevin Brettfeld entlassen. Was hat den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben, die im Vereinsvorstand nicht von allen mitgetragen wurde?
Natürlich ist so eine Entscheidung nie einfach und auch die Frage, ob so eine Entscheidung eine Auswirkung hat, kann man immer erst im Nachhinein beantworten. Im Endeffekt haben wir den Aufstieg geschafft und das ist das Wichtigste. Wie es zur Trainerentlassung kam und welche Fehler oder Probleme dazu geführt haben, wurde intern und mit Kevin Brettfeld besprochen.
Hatten Sie schon einen Plan B in Sachen Trainerfrage in der Tasche? Wunschkandidat für die Brettfeld-Nachfolge war wohl Tobias Busse von Thüringenmeister FC An der Fahner Höhe, der aber absagte. Wie kam dann der Kontakt zu Steffen Geisendorf zustande?
Einen Plan B hatten wir zu keinem Zeitpunkt, weil wir immer hinter unserem Trainer und unseren Entscheidungen stehen. Dennoch passieren solche Dinge und auch solche Trennungen. So ist es nun mal im Fußball. Erst nach der Freistellung haben wir Alternativen gesucht. Einen Wunschkandidaten gab es nicht wirklich. Wir haben verschiedene Lösungen in Betracht gezogen, wie man es von uns erwartet. Auch Tobias Busse war eine davon. Letztlich handhaben wir das wie mit allem anderen - einen kühlen Kopf bewahren, mehrere Optionen ausloten und dann eine Entscheidung treffen. Die beste Entscheidung war dann Steffen Geisendorf. Er ist Sportwissenschaftler, hat ein orange-schwarzes Herz, bringt eine unglaubliche Professionalität mit und schafft klare Strukturen mit der bestmöglichen Objektivität. Durch seine Vergangenheit war es ziemlich leicht, ihn zu kontaktieren.
Steffen Geisendorf stand der Mannschaft erst ab 15. Juli zur Verfügung. Die ersten beiden Wochen der Vorbereitung liefen ohne ihn. Ein Nachteil für Trainer und Mannschaft?
Die Konstellation ist natürlich nicht die Beste. Man kann aber auch niemandem einen Vorwurf machen, weil der Urlaub vor der Tätigkeit bei uns geplant wurde. Es gibt bestimmt sowohl Vor- als auch Nachteile. Man darf aber nicht vergessen, dass wir mit den Co-Trainern Hendrik Faik und Alexander Just bestens aufgestellt sind und die Jungs unser vollstes Vertrauen genossen, um diese Situation bestmöglich zu lösen. Und genau wie in den letzten beiden Spielen der vergangenen Saison haben sie auch diese Herausforderung gemeistert.
Für die ersten beiden Trainingswochen stand kein geeigneter Rasenplatz in Gera zur Verfügung, weil die Stadt die Plätze aerifizieren ließ. Wie gestaltet sich sonst die Zusammenarbeit mit der städtischen Verwaltung?
Das war nicht ganz so schlimm, da die meisten unserer Teams im Verein noch Sommerpause hatten und wir so problemlos auf den Kunstrasen ausweichen konnten. Wir haben seit unserem Start als neues Präsidium einen super Draht zur Stadt, weil alle Lust haben, unser Projekt voranzubringen. Alle wissen, dass in Gera viel Potenzial steckt. Besonders mit Geschäftsführer Betram Koch von der Elstertal Infraprojekt und Sven-Gunnar Diener vom Amt für Hochbau und Liegenschaften macht es Spaß zu arbeiten, weil beide diese Vision mit uns teilen. Auch der letzte Oberbürgermeister Julian Vonarb hat uns sehr geholfen und unterstützt. Ich bin mir aber sehr sicher, dass die Zusammenarbeit mit Kurt Dannenberg genauso produktiv funktionieren wird, da wir auch schon einen kurzen Austausch hatten und er obendrein Präsident des Stadtsportbundes ist und sicherlich viel für unser Konzept übrig hat.
Der Kader hat sich mit 26 Spielern enorm verbreitert. Als Zugänge wurden bereits Szymon-Jan Frackowiak (SC 1911 Heiligenstadt), Nikita Bondarenko (FC Anker Wismar), Califo Baldé (FC Thüringen Weida), Tom Eichberger (FC Einheit Rudolstadt), Niklas Tenneberg (SV Schott Jena), Tom Seidel (SG Motor Wilsdruff) sowie Yannick Linnemann und Louis Schädel (beide FSV Zwickau) vorgestellt. Ist die Personalplanung damit abgeschlossen?
Wir sind weitestgehend durch mit der Kaderplanung. Dennoch kann in beide Richtungen immer noch etwas passieren.
Die Neuverpflichtungen gibt es sicherlich nicht zum Nulltarif. Finanziell ist das alles stemmbar?
Wir haben uns eine klare Obergrenze gesetzt und sind trotz des großen Kaders im Budget. Auch im Hinblick auf die Oberliga haben wir eine spezielle Kalkulation für die neue Herausforderung erarbeitet und bewegen uns, wenn alles so bleibt, in sicheren Fahrwassern. Natürlich brauchen und wollen wir für die nächsten Ziele unser Netzwerk und unseren Sponsorenpool erweitern, um uns für die Zukunft bestens aufzustellen. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir mit Dimitri Puhan einen Ur-Gerschen für die Position des Vorstands Sponsoring gewinnen konnten.
Für den letztjährigen Kapitän und Vizepräsident Stefan Schumann war kein Platz mehr im Team. Warum?
Auch diese Entscheidung ist sicherlich eine der schwierigsten bis jetzt gewesen. Aber im Endeffekt waren es zu viele Punkte, in denen wir keinen gemeinsamen Nenner mehr gefunden haben.
Die Heimspiele wurden bis auf das Eröffnungsspiel gegen den RSV Eintracht 1949 aus Berlin-Stahnsdorf am 4. August alle auf Sonnabend gelegt. Gehen der Wismut dadurch nicht viele neugierige Kiebitze anderer Vereine auf den Besucherrängen verloren, zumal die Oberliga in Sachen Besucherinteresse ja ohnehin deutlich weniger öffentliches Interesse hervorrufen dürfte?
Ich denke, dass sich die meisten Fußballbegeisterten auf die neuen Teams freuen. Sicherlich hätten wir öfter am Sonntag spielen können, um den einen oder anderen Zuschauer mehr anzulocken. Man muss aber aus Sicht der Spieler sagen, dass der Samstag als Spieltag mit Blick auf die Familien deutlich angenehmer ist.
Dafür ist die fußballerische Qualität in der NOFV-Oberliga deutlich höher. Auftaktgegner RSV Eintracht hat Matthias Steinborn aus Babelsberg verpflichtet. Der VfB Krieschow kommt mit dem letztjährigen Meister-Co-Trainer Robert Koch aus Bischofswerda auf der Bank daher. Wie hoch sind für Sie die Chancen, dass Wismut die Oberliga halten kann?
Wir sind überzeugt, dass wir die Oberliga halten, sonst hätten wir auch in der Thüringenliga bleiben können. Es wird mit Sicherheit nicht einfach. Es wird schwierige Zeiten geben, in denen man nicht mit dem schönsten Fußball oder einer Siegesserie nach der anderen rechnen kann. Aber wir trauen allen alles zu - sowohl dem Trainerteam, als auch den Spielern und auch dem Team ums Team, wie zum Beispiel den Jungs aus der Geschäftsstelle Heiko März und Wolfgang Teske, unseren neuen Athletiktrainern Enrico Merker und Moritz Bubinger oder unseren Physios Elias Hoffmann, Philipp Müller und Carola Conrad.
Wo finden die Heimpartien statt?
Wahrscheinlich werden wir alle Spiele im Stadion am Steg spielen können. Vielleicht müssen wir auch einmal ins Stadion der Freundschaft ausweichen. Aber das ist dann die Ausnahme.
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