Gesellschaft

Zwischen Trucks und Playmobil

Der 71-jährige Ulrich Nahrstedt sammelt Spielzeug. Hier steht er vor seinem Westerntisch. Fotos (2): Jens Lohse

Erschienen am 16.04.2025| Jahrgang: NG 8/2025

Von Jens Lohse

Gera (NG). Öffnet er die Wohnungstür in der Geraer Ostvorstadt, tritt man ein in eine andere Welt - eine Welt des Spielzeugs. In Sonneberg wäre man vermutlich neidisch. Die Wände im Flur sind bis unter die Decke komplett mit Spielzeug-Trucks in den Original-Blistern ausgekleidet. Auf dem Fußboden fährt die Märklin Modellbahn Spur 1 fast durch die ganze Wohnung. Unzählige Playmobilfiguren stehen aufgereiht an ihrem Platz, Baufahrzeuge, Feuerwehren, Panzer und Schiffe in den Regalen. 1.000 Römer-Figuren, etwa 2.000 bis 3.000 Ritter sind verteilt. Auch auf dem Westerntisch fährt eine Modellbahn. Alles gehört Ulrich Nahrstedt. Der 71-Jährige ist inzwischen Rentner. 1990 hat er angefangen, Spielzeug zu sammeln. „Ich musste mich zwischen Playmobil und Lego entscheiden. Playmobil hat mir irgendwie besser gefallen. Da stehen die Figuren besser", erklärt er und ergänzt: „Die Trucks gab es nach der Wende zu jedem Kasten Bier. Ich war kein Biertrinker. Mir ging es nur um die Trucks, die ich dann von Freunden bekommen haben. Auch auf Flohmärkten war ich unterwegs."
40 Jahre hat Ulrich Nahrstedt als Betonwerker gearbeitet. Nach der Wende ging er für Max Bögl auf Montage. Ab den 1970er Jahren war er Anhänger von Wismut Gera. „In großer Clique waren wir bei den Spielen. Irgendwann ist die Zahl der Niederlagen aber zu groß geworden, dann sind wir nicht mehr ins Stadion gegangen", erzählt er. Weil sein Bruder Lutz Nahrstedt viele Jahre bei der Feuerwehr tätig war, hat er irgendwann auch Feuerwehren gesammelt. „Jeder hat einen Tick. Frauen sammeln Schuhe und Handtaschen, ich eben Spielzeug", sagt der Junggeselle. Ewa 200 Euro pro Monat gibt er dafür aus. Was als nächstes kommt? „Irgendwann wollen wir die Märklin-Bahn nicht nur durch die ganze Wohnung, sondern auch im Hof fahren lassen. Außerdem müssen wir weitere Regale aufstellen, denn der Platz wird langsam eng", so Ulrich Nahrstedt, der zu Zeiten von Fußball-EM oder -WM drei Playmobil-Spielfelder aufgebaut hat, um die Partien nachzuspielen. Dafür hat er sich bis zu 20 Figuren jeder Mannschaft besorgt. Auch das neue Farmhaus muss noch seinen Platz auf dem Westerntisch finden. Langweilig wird es nicht im Hause Nahrstedt, das trotz der Fülle an Kartons nicht unaufgeräumt wirkt. „Mit dem Staubwedel halte ich die Figuren sauber, mindestens einmal im Jahr kommen sie in die Waschmaschine", verrät Ulrich Nahrstedt, dessen Bruder manchmal die eine oder andere Playmobil-Figur im Regal umdreht. „Aber das merke ich sofort und bringe sie wieder in die richtige Position. Alles muss schließlich seine Ordnung haben", sagt er und macht sich daran, den nächsten Karton zu öffnen und den Inhalt zu verbauen.

Anzeige

Aktuelle Ausgabe

Neues Gera

Aktuelle Ausgabe

Neues Gera

Nr. 09-2025
vom 30. April

Aktuelle Ausgabe

Neues Gera

Neues Gera

Nr. 08-2025
vom 16. April