Gesellschaft

Mike Huster begibt sich auf Zeitreise

Dr. Fritz Baumbach: Weltmeister und Olympiasieger im Fernschach erobert von Gera aus die Welt

Erschienen am 04.08.2021

Gera ist nicht nur Stadt des Boxens, des Radsports und der Speedskater. Gera ist auch eine Stadt des Schachs. Aus der Schachschmiede Untermhäuser Schule sind schon so einige Talente entsprungen. Darunter auch Dr. Fritz Baumbach. Der Geraer Mike Huster hat den heute 85-Jährigen ausfindig gemacht und ist mit ihm gemeinsam auf Zeitreise gegangen.


Geboren am 8. September 1935 in Weimar, lebte er von 1945 bis 1950 an drei verschiedenen Orten in Gera. „Wir haben eine zeitlang in der Parkstraße gewohnt. Dort gemeinsam mit einer weiteren alleinstehenden Mutter und ihren beiden Söhnen. Wir haben die Freizeit gemeinsam verbracht, gemeinsam gekocht und auch gespielt. Sie haben mich gefragt, ob ich Schach spielen kann. Ich sagte nein. Und so haben sie es mir gelernt.", so der heute 85-Jährige. Schon bald drehte sich das Brett und der junge Fritz Baumbach wurde zum stets siegenden Strategen. Er zog 1950 nach Berlin und eroberte von dort aus die Fernschach-Welt. Er wurde 1988 Weltmeister im Fernschach und 1999 mit der deutschen Mannschaft Olympiasieger. Es war die 11. Olympiade. Sie begann 1992. Kurios war der Verlauf der 10. Fernschach-Olympiade, an der Fritz Baumbach mit der DDR-Mannschaft teilnahm. Sie begann 1987 und endete 1995 – so spielte noch mehrere Jahre nach der Wiedervereinigung eine DDR-Mannschaft und gewann die Bronzemedaille.


Doch wie, wann und warum begab sich Mike Huster auf diese Zeitreise? Er selbst ist begeisterter Schachspieler. Zum aktiven Spielen gehört es auch, Bücher zu wälzen, um sich auf die nächsten Wettkämpfe vorzubereiten. „Da wegen des Lockdown keine Wettkämpfe stattfanden, räumte ich meine kleine Bibliothek auf und nahm das Buch von Fritz Baumbach über seinen Weg zur Fernschach-Weltmeisterschaft in die Hand".


Mike Huster las, dass Fritz Baumbach nicht nur hier in Gera das Schachspielen erlernte, sondern auch die Schule in Gera Untermhaus besuchte und Mitglied in einem Untermhäuser Verein wurde. „Somit war mir klar: In Gera hat ein Junge das Schachspielen gelernt, der später Weltmeister und Olympiasieger wurde". Überrascht von diesen Informationen, hat sich Mike Huster auf den Weg gemacht, um die Geschichte wieder aus dem Vergessen zu holen und als Erbe für Gera zu bewahren. Gemeinsam mit Thomas Triemner fuhr er im Juni 2021 nach Berlin, um direkt mit Dr. Fritz Baumbach über seine Geraer Zeit zu sprechen. Ausgerüstet mit Kamera und Mikrofon haben sie seine Erinnerungen in Bild und Ton gebannt, um es der Nachwelt zu hinterlassen. Die gesammelten Werke übergaben beide bereits ans Stadtarchiv und Stadtmuseum. Für Mike Huster ist die Recherchereise aber noch nicht beendet: „Bisher stand die Suche nach den Wurzeln von Dr. Fritz Baumbach in Gera unter einem guten Stern und es gibt noch einige Fakten zu entdecken."


Fanny Zölsmann

 

Recherche von Mike Huster

1. Einleitung 

Vielen aktiven Schachspielern blieb nicht verborgen, dass Fernschach in der DDR ein erfolgreicher Sport war. Zwei Spieler wurden Weltmeister: Horst Rittner und Dr. Fritz Baumbach. Während Horst Rittner in einem mehrjährigen Wettkampf von 1968 - 1971 in der 6. Weltmeisterschaft siegte, gelang dies dem 1935 in Weimar geborenen Dr. Baumbach 1988 in der 11. Weltmeisterschaft. Vor einiger Zeit erwarb ich von einem Schachfreund einige ältere Bücher. Darunter befand sich auch ein Buch: „Dr. Fritz Baumbach „52-54 - STOP: Fernschach: Tips und Tricks vom Weltmeister". 

Dieses Buch erschien bereits 1991 im Sportverlag Berlin. Zu meiner Überraschung las ich dort an einem Abend im September 2020, dass Dr. Baumbach mit 13 Jahren, also ab 1948, das Schachspiel in Gera erlernte. Diese Tatsache war mir nicht bekannt und ich nahm an, dass dies den meisten Geraer Schachfreunden ebenso ging. Entsprechende Rückfragen in meinem Verein VfL 1990 Gera bestätigten diese erste Einschätzung. Des Weiteren schrieb Dr. Baumbach davon, dass er in seiner Schule bei Veranstaltungen spielte und einem Schachverein Gera - Untermhaus beitrat. Auch von diesem Verein hatte ich noch nie etwas gehört. Damit war mein Interesse geweckt und eine spannende Suche begann. Da Dr. Baumbach bereits 1950 nach Berlin zog, war der zeitliche Umfang meiner Betrachtung zunächst klar begrenzt: Er erlernte in Gera das königliche Spiel und hinterließ in unserer Stadt seine Spuren in den Jahren 1945 - 1950.

 Dr. Baumbach lebt heute 85-jährig in Berlin. Für mich war sehr erfreulich, dass wir in den letzten Monaten einige Male telefonisch miteinander sprechen konnten und er geduldig meine Fragen beantwortete. So erfuhr ich Wissenswertes über damalige Trainer und Spieler in den Geraer Schachvereinen sowie über Wohn -, Lern -, Trainings - und Spielorte. Nun ausgerüstet mit vielen Informationen aus „erster Hand" diskutierten wir Schachsportler bei unserem Verein VfL 1990 Gera. 

Wir entwickelten Strategien für weitere Recherchen. Wir riefen andere Schachfreunde und potentielle Unterstützer in Gera und Umgebung an, holten Ratschläge ein und lasen im Geraer Stadtarchiv in alten Zeitungen. Schnell war klar, dass zur Verortung der genannten Jahre 1948 - 1950 ein etwas weiterer Blick nötig sein wird. Nötig, um den weiteren Weg der Schachvereine zu verstehen, mit denen Dr. Baumbach in seiner Geraer Zeit Kontakt hatte. Nicht alle Fragen können bisher sicher beantwortet werden. Beispielsweise ist die Suche nach früheren Spiel - und Trainingsorten mit vielen Unsicherheiten versehen. Schachsportler spielten oft in Vereinsheimen, Gaststätten und Betriebskantinen und wechselten die Orte relativ häufig. Nicht alles davon ist verständlicherweise dokumentiert. 

Ebenso ist bisher nicht eindeutig zu ergründen, welche Akteure aus der aktiven Geraer Zeit von Dr. Baumbach wann zu welchen Vereinen wechselten. Dennoch lassen sich interessante Fakten darstellen und somit hoffe ich, dass dieser Text ein bisher wenig bekanntes Kapitel der Geraer Schach - und Sportgeschichte besser erschließen hilft. Für ein ganzes Bild wären freilich deutlich umfassendere Recherchen anzustellen. Mir ist klar geworden, dass sich ein tieferer Blick in die Geschichte des Geraer Schachsports lohnt. Mein Eindruck ist, dass die Zeitzeugen sich sehr gut erinnern und gern bereit sind, ihre Geschichte zu erzählen.

Einen wichtigen Hinweis für die vorliegende Arbeit verdanke ich Norbert Kitzmann: Er machte mich auf die beiden Bücher „Beiträge zur Sportgeschichte der Stadt Gera" aufmerksam. Diese sogleich in der Geraer Bibliothek ausgeliehene Literatur - von Alfred Zelt geschrieben und vom Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) der DDR, Kreisvorstand Gera - Stadt, 1989 herausgegeben - half mir sehr, einen roten Faden der Entwicklung der Vereine zu finden und hier in kurzer Form darstellen zu können. 

Nicht zuletzt verdanke ich Dr. Baumbach eine Anregung für eine weitere Spurensuche zum ehemaligen Geraer Schachsportler Günther Möhring, der wichtige Erfolge im nationalen und internationalen Maßstab erzielen konnte. Im Juni 2021 schließlich konnten sich der Geraer Sportjournalist Thomas Triemner und ich in Berlin mit Dr. Baumbach zum Gespräch und Videodreh treffen. Für diese Gelegenheit zum Kennenlernen empfinde ich tiefe Dankbarkeit und Freude. Wir können nun der Stadt Gera wichtige Zeitzeugendokumente mit Videos, Fotos und Text zur Verfügung stellen. Für die tatkräftige Unterstützung vieler Menschen bei diesem Projekt - weit über den Kreis der Geraer Schachspieler hinaus - bin ich sehr dankbar. Somit ist eine wirkliche Gemeinschaftsarbeit entstanden. 

 

2. Was ist Fernschach? 

Fernschach ist eine Variante des Schachspiels, bei der sich die Kontrahenten nicht am Brett gegenübersitzen. Sie sitzen an unterschiedlichen Orten und tauschen über ein Medium ihre Züge aus. Während eine Nah - Partie bei Turnieren im Erwachsenenbereich durchschnittlich einige Stunden dauert, laufen Fernschachturniere in aller Regel mindestens über Monate, bei internationalen Meisterschaften und Olympiaden über mehrere Jahre. Angenommen werden kann, dass Fernschach auf einem höheren Niveau gespielt wird als das Nah-schach. Begründet wird dies mit der Möglichkeit zur längeren Analyse zu Hause, was ein genaueres Spiel und das Vermeiden grober Fehler ermöglicht. Vor Jahrzehnten war der Austausch der Züge per Postkarte oder Brief üblich. Heutzutage wird auch über Schachserver gespielt oder die Züge auch per E-Mail ausgetauscht. Im internationalen Bereich ist die Zahlennotation vorgeschrieben, d.h. jedes Feld hat eine Nummer. Notiert wird mit dieser Methode die Zahl sowohl für das Feld, von dem eine Figur zieht als auch für das Feld, wohin sie zieht. So wird beispielsweise der Bauernzug 1. e2 - e4 durch die Schreibweise 5254 ausgedrückt.

3. Dr. Baumbachs Erfolge im Nah - und Fernschach

Dr. Baumbach nahm an mehreren Schacholympiaden teil. Er erhielt 1973 den Titel eines Fernschach- Großmeisters. Er wurde 1983 Vizeweltmeister und 1988 Fernschach - Weltmeister. Bei der 10. Fernschach - Olympiade ab 1987 wurde er mit der DDR - Mannschaft Dritter. Kurios: Diese Meisterschaft endete 1995, zu einem Zeitpunkt also, als es die DDR schon fünf Jahre nicht mehr gab. Mit der gesamtdeutschen Mannschaft errang Dr. Baumbach bei der 11. Olympiade 1992 - 1999 die Goldmedaille und wurde Olympiasieger. Auch im „Nahschach" war Dr. Baumbach sehr erfolgreich: Er wurde 1951 Jugend-Mannschaftsmeister der DDR und erreichte den 3. Platz bei den Studentenweltmeisterschaften 1961. 1970 wurde er DDR - Meister im Einzel sowie siebenfacher DDR - Mannschaftsmeister. 

Dr. Baumbachs Leben und seine Schach - Zeit in Gera 

Ausgangspunkt der vorliegenden Recherchen waren die biografischen Angaben von Dr. Baumbach in seinem Buch: „Schach hatte ich verhältnismäßig spät, erst mit 13 Jahren, von Nachbarskindern gelernt. Die ersten Erfolge stellten sich in Partien mit Klassenkameraden bei Veranstaltungen in der Schule ein. Ich trat dem Schachverein Gera - Untermhaus bei und spielte im April 1949 meine 1. Turnierpartie".

4.1. Orte 

Dr. Baumbach wohnte mit seiner Familie in den Jahren von 1945 - 1950 an drei verschiedenen Orten in Gera. Für seine schachsportliche Entwicklung wichtig war die Wohnung in der Geraer Parkstraße 12. Dort wohnte er mit seiner Mutter und seinem Bruder sowie einer weiteren Familie in der ersten Etage von 1948 - 1950. Von den Jungen der anderen Familie hat er dort das Schachspiel erlernt. Dem Leiter des Geraer Stadtmuseums Matthias Wagner ist der Hinweis zu verdanken, dass die Parkstraße nicht nur auf der Südseite des Küchengartens lag, wo sich die Villa Voß in der Parkstraße 10 befand. Die Parkstraße lag damals auch auf der anderen Seite des Küchengartens. 

Die Parkstraße 12 betrifft demnach die ehemalige Villa Weber in der Heinrich - Laber - Straße 2. In diesem Haus befindet sich heute ein Kindergarten. Im Gespräch in Berlin erzählte Dr. Baumbach, dass er in der Marienkirche konfirmiert wurde und er mit Leidenschaft häufig Vorstellungen im Geraer Theater besuchte. Dr. Baumbach ging in die Untermhäuser Schule und spielte dort auch Schach.

Auch mit Hilfe von alten Postkarten befragt, an welchen Orten Dr. Baumbach Schach spielte, antwortete er, dass vermutlich am Naumannplatz in Untermhaus gespielt wurde. Dies deutet möglicherweise auf die Walhalla hin. Des Weiteren stand am heutigen Eingang zum „Stadion der Freundschaft" damals ein Vereinsheim. Auch an dieses Objekt erinnerte sich Dr. Baumbach. Ob dort Schachveranstaltungen stattfanden, ist allerdings nicht klar. Zusätzlich beschrieb er einen Fußweg: Flussaufwärts auf der linken Seite, von Untermhaus kommend, etwa 10 min, dann eine Brücke überquerend und nach einiger Zeit ein Trainingsobjekt erreichend. Bisher konnten wir nicht aufklären, um welches Objekt es sich dabei handelte. 

Dr. Baumbach erinnert sich auch an das Hotel „Schwarzer Bär" als Spielort, welcher mir auch von anderen Gesprächspartnern bestätigt wurde. Möglicherweise fand das Training auch an der Untermhäuser Schule statt, dies konnte aber bisher nicht belegt werden. 

4.2. Personen 

Nach Angaben von Dr. Baumbach trainierte Karl Gebauer die Schüler. Gebauer war Spitzenspieler bei Gera - West und spielte im Sportlerheim am Fuchsberg. Weitere Dr. Baumbach in Erinnerung gebliebene Akteure waren die Aktiven Bachmann und Herrling, die zunächst für Gera-Pforten am Steg spielten. In späteren Jahren war Erich Herrling Mitglied bei Lok Gera. Ein anderer Spieler mit nationalen und internationalen Erfolgen hatte in dieser Zeit seine schachsportlichen Wurzeln in Gera: Günther Möhring. Er spielte später in Halle, wurde 1976 Internationaler Meister, DDR - Meister 1963, Jugendfernschachmeister der DDR 1956 - 1958 und vertrat die DDR mit einer Einzel - Goldmedaille sehr erfolgreich bei der Schach - Olympiade 1964. 

4.3. Vereine und deren Entwicklung

 4.3.1. Von Gera - Untermhaus zu RFT Gera 

Zunächst spielte Dr. Baumbach in und für Gera - Untermhaus als Schüler. Später wurde er Mitglied bei der BSG RFT Gera. In einer lokalen Sport - Meldung im „Thüringer Volk" vom Dezember 1949 heißt es: „In den Kämpfen um die Kreismeisterschaft der Jugend wurde die 6. und 7. Runde in Liebschwitz durchgeführt, die eine Änderung der Tabellenspitze brachte. Wenkel (Liebschwitz) schlug seinen härtesten Widersacher Rost (Neustadt) und liegt nun allein in Führung mit 5,5:0,5 Punkten vor Rost und Baumbach (RFT) je 4,5:1,5 Punkten, Schmidt11 (Liebschwitz) 4:2 P., Limmer (Ronneburg 3:3 Punkten, ....").

4.3.2. 1949 Gründung von zunächst vier Betriebssportgemeinschaften (BSG) 

In der Zeit 1948 - 1950 gab es im Geraer Sport wichtige strukturelle Veränderungen. Zu diesen gehörte die Gründung von zunächst vier Betriebssportgemeinschaften (BSG) im Jahr 1949 aus Fusionen bereits bestehender Vereine und der Unterstützung dieser neuen Vereine durch Trägerbetriebe. a) Aus der SG Untermhaus und Gera-Mitte wird die BSG RFT. Die Gründung erfolgt am 19.5.1949. b) Am 27.5.49 erfolgte die Gründung der BSG Gera - Süd aus Pforten und SG West. Zunächst lehnte Gera - West den Zusammenschluss ab, wenige Monate später wurde aber die Fusion einschließlich der Schachsparte vollzogen. c) Am 16.6.49 gründeten sich in der Ostvorstädtischen Turnhalle (Ossel) die BSG Union Gera aus den bisherigen Vereinen SG Gera - Leumnitz und Gera - Ost. Träger des neuen Vereins wurde die Stadt - und Kreisverwaltung sowie die Konsumgenossenschaft. d) Im Juli 1949 gründet sich die BSG Lok Gera als vierte BSG. Offenbar wurden diese Veränderungen im DTSB Gera positiv auch für die Entwicklung des Schachs betrachtet: „Erfolgreich in Breite und Leistung entwickelte sich der Schachsport in Gera. Besondere Verdienste erwarb sich hierbei die Schachsparte der BSG Gera - Süd mit ihren Spitzenspielern Bachmann und Herrling an der Spitze. Veranstaltungen wie die Landesschachmeisterschaften im März 1950 in Gera unter Teilnahme der Meistermannschaften aus Weimar, Jena, Altenburg und Gera, die im „Sportheim am Fuchsberg" stattfanden, förderten die gute Entwicklung dieser schönen Sportart. Gera - Süd wurde bei dieser Landesmeisterschaft Zweiter." 

4.3.3. Weitere Entwicklung der Vereine 

Bereits im Oktober 1950 gab es eine weitere wichtige Veränderung im Geraer Sport: Die BSG Gera- Süd und RFT Gera vereinigten sich zur BSG Mechanik. Aber: „Dieser BSG - Name entsprach nicht der Nomenklatur der Sportvereinigungen. Es gab keine Sportvereinigung Mechanik, und entsprechend den festgelegten Betrieben gehörte sie zur Sportvereinigung Motor. Nach Klärung mit der Sportvereinigung wurde 1951 aus BSG Mechanik die BSG Motor Gera."

Weitere strukturelle Entscheidungen im Geraer Sport mit Bedeutung für den Schachsport waren unter anderem: 

• Der Aufbau verschiedener Kreisfachausschüsse, so im Fußball, im Handball, Turnen, Schwimmen, Leichtathletik ab 1951.15 

• Die Gründung der BSG Empor in Verbindung mit der Geraer Fleischwarenfabrik 1952.16 

• Die Überführung der Sektion Fußball von Motor Gera in die BSG Wismut 1953. 

• Die Aufteilung der „restlichen" BSG Motor im März 1953 in drei Teile: a) BSG Motor RFT b) BSG Motor Mitte c) BSG Motor Gera - Süd 

Sehr wahrscheinlich wechselte die Schachsparte von ehemals BSG Motor Gera nun zu BSG Motor RFT. Ob in den anderen beiden BSG Motor Mitte und BSG Motor Süd ebenfalls Schach gespielt wurde, kann mit der hier vorliegenden Arbeit weder bestätigt noch verworfen werden. In den 60er Jahren fusionierte RFT mit Lok Gera. Aus Lok Gera ging 1990 der Eisenbahnersportverein ESV Gera hervor. Dieser Verein spielt heute erfolgreich in der Thüringenliga und erwarb in den letzten Jahren und Jahrzehnten große Verdienste bei der Ausbildung und Förderung des Nachwuchses. Im Juni 2021 gewannen die U16 - Jungen des ESV Gera mit drei ehemaligen Schülern der Untermhäuser Schule die Deutsche Jugend - Vereinsmeisterschaft. Aus Empor Gera wurde 1973 Elektronik Gera und 1990 der VfL 1990 Gera. 1993 schloss sich die Schachsektion von Wismut Gera dem VfL 1990 Gera an. Der Verein spielt heute in der Thüringer Landesklasse Ost und widmet sich ebenfalls seit vielen Jahren mit großem Engagement und Erfolgen der Förderung des Nachwuchses. 

5. Fazit 

Dr. Fritz Baumbach, ein Weltmeister und Olympiasieger im Fernschach, lebte von 1945 - 1950 in Gera. 1948 erlernte er das königliche Spiel in unserer Stadt. Er nahm als Jugendlicher in der Untermhäuser Schule an Schachveranstaltungen teil und spielte aktiv in Geraer Vereinen in Untermhaus und bei der BSG RFT Gera. Durch mehrere Fusionen und Aufgliederungen veränderte sich bereits Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre die ursprüngliche Vereinsstruktur. Aus der SG Untermhaus und Gera - Mitte wurde die BSG RFT. Letztgenannte fusionierte bereits 1950 mit Gera - Süd zu Mechanik und kurze Zeit später durch Umbenennung zur BSG Motor Gera. Mit der Aufteilung von BSG Motor Gera 1953 in mehrere Vereine entstand unter anderem wieder RFT Gera, welches später mit Lok Gera fusionierte. Aus Lok Gera ging der ESV Gera hervor. Während der Trainer der Schüler um Fritz Baumbach, Karl Gebauer, von ehemals Gera - West am Fuchsberg kam, deutet die Entwicklung der Vereine am ehesten auf eine gedachte lange Linie von Dr. Baumbach zum heutigen ESV Gera hin.

Anzeige

Aktuelle Ausgabe

Neues Gera

Aktuelle Ausgabe

Neues Gera

Nr. 09-2024
vom 01. Mai

Aktuelle Ausgabe

Neues Gera

Neues Gera

Nr. 08-2024
vom 17. April