Sport

Platz elf zur WM-Premiere

Platz elf hat die 26-jährige Geraer Eisschnellläuferin Josie Hofmann bei ihrer WM-Premiere über 5000 m im holländischen Heerenveen belegt. Foto: Jens Lohse

Erschienen am 31.03.2023

Von Jens Lohse 

Gera (NG). Josie Hofmann ist zufrieden mit sich, wenn sie auf ihre Eisschnelllauf-Saison zurückblickt. Die Geraerin, die vor drei Wochen im holländischen Heerenveen an ihrer ersten Weltmeisterschaft auf dem Eis teilnahm, hat zum ersten Mal einen kompletten Weltcup-Zyklus bestritten. „Es ist sehr viel passiert. Es gab Höhen und Tiefen. Alles war für mich enorm lehrreich und mental äußerst anstrengend", verriet die Skaterin, die in Vorbereitung auf die Wettkämpfe ein umfangreiches Trainingspensum absolvierte. 298 Stunden auf dem Rad, 64 Stunden Inlineskating, 33 Stunden Laufen und 46 Stunden auf dem Eis wurden abgespult. 

Für das Winter-Halbjahr war Josie Hofmann extra nach Berlin umgezogen, wohnte dort im Haus der Athleten in der Nähe der Eishalle am Sportforum in Hohenschönhausen. Zweimal am Tag wurde trainiert. Meist war nur der Sonntag frei. „Mein großes Ziel ist Olympia 2026. Dem ordne ich alles unter", erklärte die 26-Jährige, die schon im Oktober ihren ersten Leistungsnachweis erbringen musste, als es in Inzell um die Nominierung für den Weltcup ging. „Der Druck, auf den Moment abzuliefern, war für mich enorm", verriet Josie Hofmann, die überzeugen konnte und für die 3000 und 5000 m sowie den Team-Wettkampf nominiert wurde. 

Im November standen die ersten Weltcups auf dem Programm. Im norwegischen Stavanger belegte die Eisschnellläuferin, die viele Jahre als Inline-Skaterin große Erfolge verbucht hatte, über 3000 m in der B-Gruppe Rang drei und stieg damit damit automatisch für den nächsten Weltcup in Heerenveen in die A-Gruppe der besten 16 auf. Den Wettkampf dort wird Josie Hofmann nicht vergessen. „Die Holländer sind eislaufverrückt, die Hallen extrem voll. 9000 Zuschauer waren es in Heerenveen. Die Stimmung war gigantisch. Eine Lichtshow, Entertainment - so richtig kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Ich war wie im Tunnel", erzählte die Geraerin, für die es anschließend im Dezember 20 Tage ins kanadische Calgary ging. Im Olympia-Ort von 1988 gibt es wegen der 1100 Meter Höhe und des speziell behandelten Wassers das schnellste Eis der Welt, das Josie Hofmann zu den nächsten Bestzeiten nutzte. „Man läuft los und wird gefühlt nicht langsamer", erklärte sie. 

Allerdings stellten sich Rückenprobleme ein, die sich nach der Rückkehr nach Deutschland als Bandscheibenvorfall erwiesen. Weil aber kein Nerv gequetscht war, bestand keine OP-Indikation. „Mit täglicher Physiotherapie, vielen Übungen für den Rücken und stark reduziertem Eistraining haben sich innerhalb von zwei Wochen alle Symptome zurückgebildet", berichtete die Gererin, die so Ende Januar bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt an den Start gehen konnte. Bronze über 3000 m und Silber über 5000 m sowie das verpasste Podest beim Massenstart entsprachen nicht ganz den Erwartungen von Josie Hofmann, die noch während der Titelkämpfe mit einer Sportpsychologin Kontakt aufnahm und mit dieser seitdem zusammenarbeitet. 

Bei den beiden Weltcups in Polen ging es für die Geraerin darum, den WM-Startplatz für Deutschland auf den langen Strecken zu sichern, was in der A-Gruppe mit Rang 15 über 3000 m auch gelang. „Weil ich aber nicht Deutsche Meisterin geworden war, durfte ich nach einer Entscheidung unseres Verbands nicht selbst laufen. Trotzdem war die WM für mich ein Riesenerlebnis", war Josie Hofmann begeistert. Nach Platz sieben im Team-Pursuit mit Lea Sophie Scholz und Michelle Uhrig sollte es für die 26-Jährige auch noch einen Einzelstart zum Abschluss über 5000 m geben. „Als Nachrückerin bin ich ins Feld gekommen, wollte die zwölfeinhalb Runden zum Abschluss der Saison einfach nur genießen, um mich für das harte Training zu belohnen. Die Atmosphäre war einmalig", so Josie Hofmann, die in 7:21,41 min nochmals persönliche Bestzeit lief und 40 Sekunden hinter Siegerin Irene Schouten aus Holland Rang elf belegte. Insgesamt verbesserte sich Josie Hofmann im Jahresvergleich über 3000 m um drei und über 5000 m um sieben Sekunden. 

Nach einer zweiwöchigen Erholungspause bereitet sich die Geraerin nun bereits auf den Inline-Sommer vor. Bei den deutschen Europacups im April in Geisingen und Groß-Gerau will sich Josie Hofmann für die Europameisterschaft im Juli qualifizieren. „Einzel-EM-Gold fehlt mir noch in meiner Sammlung", sagt die ehrgeizige 26-Jährige. Ganz dick im Kalender angestrichen hat sie sich, die von einem großen Sponsorenpool aus Gera und Umgebung unterstützt wird, auch die Geraer Rollsporttage vom 19. bis 21. Mai - den Europacup in ihrer Heimatstadt. „Die Inline-Wettkämpfe sind wichtig fürs Herz. Das mache ich, seit ich ein kleines Kind bin. Darauf möchte ich nicht verzichten", sagt Josie Hofmann, die ganz nebenher auch noch ihr Studium mit Hausarbeit, Praktikum und Bachelor-Arbeit vorantreiben will.

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