Kultur

Abtauchen in Geras leuchtende Unterwelt

Dr. Gitta Heil ist Projektleiterin und Kuratorin auch dieser, der nunmehr 11. Geraer Höhlerbiennale. Foto: Wolfgang Hesse

Erschienen am 10.08.2023| Jahrgang: 31. Jahrgang / Nr. 16 2023

Von Wolfgang Hesse 

Gera (NG). Am 21. Juli hat die 11. Höhlerbiennale in Geras Unterwelt begonnen. Die Höhlerbiennale im 20. Jahr ihres Bestehens überrascht mit 23 Installationskunstwerken in den historischen Bierkellern aus dem Spätmittelalter unter der Stadt. „LandUnter", dieser Name für die diesjährige Höhlerbiennale, kann deshalb nicht treffender gewählt werden. 

In Phantasien und in der Realität beschäftigen sich die künstlerischen Installationen mit unserer Zeit. Die Künstlerinnen und Künstler sehen dabei hinter die Kulissen und setzen oft das Unbewusste in ein dunk­les Licht. 

Mit viel Mystik in UV-Licht präsentiert sich die Höhlerbiennale in diesem Jahr. Projektleiterin und Kuratorin Dr. Gitta Heil freut sich auch diesmal „Ersttäter und Wiederholungstäter" in den Höhlern unter der Stadt willkommen zu heißen. „Dieses außergewöhnliche Ambiente und der gestiftete Deutsche Installationskunstpreis sind Anziehungspunkte für die Künstlerinnen und Künstler. Die Teilnehmenden kommen aus Spanien, den Niederlanden, der Schweiz, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Berlin, Sachsen, Hessen und zwölf aus Thüringen: Jena, Gera, Kaltennordheim, Masserberg, Ilmenau, Erfurt, Löhma, Eisenberg, Bechtstedtstraß und Weimar." 

In den Höhlern unter den Eingängen Greizer Straße 37 und Greizer Straße 10 findet man viele eindrucksvolle Arbeiten. In der Regel sind die Ausstellungsobjekte nur einmalig, eben nur zur Höhlerbiennale zu sehen. Sie fügen sich in die Struktur der steinernen Gänge und Höhlen ein und werden durch die Teilnehmenden darauf hin angepasst. 

So lässt Yvonne Goulbier ihren roten Lichtvorhang mit grünen Elementen unter den Namen „High Noon oder der Tanz der Medusen zur Hoch-Zeit" eine Treppe herabgleiten. Die Installation möchte zeigen, wie die Verbindung von Hoffnung, Mut, Überzeugung und menschlicher Kraft (als rote Adern) den tödlichen Schrecken einer bevorstehenden Katastrophe (dargestellt durch die grünen Medusen) möglicherweise noch abwenden kann. 

Ebenso speziell für das Höhlerlabyrinth, hat Karsten Kunert seine „Verlorene Seelen unter der Stadt" geschaffen. Diese Spukgesichter erzählen von stummen Zeugen der Jahrhunderte. Die Negativmasken entwickeln sich vor der Kamera oder mit zugekniffenen Augen zu plastischen golden leuchtenden Köpfen. Die Augen scheinen dem Betrachter zu folgen. Es entsteht ein Überraschungseffekt, der möglicherweise in die Bewertung zum Publikumspreis einfließen könnte. Christian Sachs schafft aus Glas zerbrechliche Kunstobjekte. Seine Skulptur „Die Würde des Menschen" erhielt auf der 10. Höhlerbiennale den Publikumspreis. Diesmal erarbeitete er aus Duranglas, was auf das von Otto Schott als Jenaer Glas bekannte Material zurückgeht, ein Selbstporträt in Form eines gläsernen Kopfes. „Ich sammle im Wald Zigarettenkippen und Unrat auf und wenn ich an den Autobahnraststätten die Mülleimer sehe, ich könnte heulen, was wir mit unserer Umwelt machen", erklärt der Künstler aus Masserberg. Das Glasmodell hat keine Augen, keine Ohren, ist innen hohl, ist ohne Sinn und Verstand und hat einen weit aufgerissenen Mund. „Es ist mein Aufschrei und der Kopf trägt daher den Titel ‚Schrei ... Was habe ich getan?', so Christian Sachs. 

Dr. Gitta Heil hat viel zu danken. In den Jahren von 2003 bis heute haben sich insgesamt 410 Künstlerinnen und Künstler an der Höhlerbiennale beteiligt, so die Kuratorin. Sie hofft für die nächste, die 12. Biennale in zwei Jahren, auf eine kompetente Nachfolgerin oder einen kompetenten Nachfolger. Selbstverständlich wird sie auch weiterhin, solange es ihr möglich ist, der gute Geist der Höhlerbiennale in Gera bleiben. Die Höhlerbiennale wird vom Verein zur Erhaltung der Geraer Höhler (kurz Höhlerverein) veranstaltet, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen begeht. Die Sparkasse Gera-Greiz und die Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen fördern die Höhlerbiennale von Beginn an und stiften den deutschen Installationspreis in drei Kategorien, und das bereits zum siebten Mal. Dieser soll am 13. Oktober während der Finissage übergeben werden. Die Ausstellungshöhler unterhalb der Greizer Straße 37 und Greizer Straße 10 sind Mittwoch bis Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Hier kann man auch Tickets und einen Ausstellungskatalog kaufen.

Anzeige

Aktuelle Ausgabe

Neues Gera

Aktuelle Ausgabe

Neues Gera

Nr. 08-2024
vom 22. April

Aktuelle Ausgabe

Neues Gera

Neues Gera

Nr. 07-2024
vom 21. April