Sport

„Da war nicht viel Platz gegen Dirk Heyne“

Gut 35 Jahre nach seinem geschichtsträchtigen Elfmeter gegen Magdeburg stand Thomas Lauke wieder an dem Tor auf dem Weidaer Roten Hügel, in das er damals getroffen hatte. Foto: Jens Lohse

Erschienen am 04.03.2024

Weida (NG). Fußball-Thüringenligist FC Thüringen Weida steht am 24. März im Thüringenpokal-Halbfinale und empfängt auf dem traditionstreichen Roten Hügel den favorisierten Regionalliga-Vertreter ZFC Meuselwitz. Wie man mit vermeintlich übermächtigen Kontrahenten in Pokal-Wettbewerben umgeht, da können sich die aktuellen Weidaer Kicker an Thomas Lauke wenden. Der gebürtige Zwickauer und jetzige Trainer des ostsächsischen Landesklassisten Heidenauer SV hat einst Weidaer Fußball-Geschichte geschrieben. Es war am 31. Oktober 1987, als die damals von Lutz Lindemann trainierten Osterburgstädter in der 2. Runde des FDGB-Pokals auf den einstigen Europacupsieger 1. FC Magdeburg trafen. „Eigentlich hätten wir damals vor Ehrfurch erstarren müssen. Zumindest eine Handvoll Magdeburger hatte am Mittwoch zuvor in der Nationalmannschaft oder der Olympiaauswahl gekickt. Achim Streich saß auf der Trainerbank. Aber wir haben nicht darüber nachgedacht und dem Favoriten Paroli geboten", erinnert sich der heute 61-jährige Thomas Lauke. Zur Freude der 2.800 Zuschauer schafften es die Gastgeber ins Elfmeterschießen. Nachdem für Weida Uwe Heinzelmann, Jürgen Tucholka, Michael Hache, Frank Delling, Frank Pohland und Frank Wengler getroffen hatten, kam Magdeburgs Rolf Döbbelin im siebten Anlauf nicht an Weidas Schlussmann Thomas Runkewitz vorbei.
Für die Hausherren war nun Thomas Lauke an der Reihe. „Damals war ich 24 Jahre, hatte noch keine Routine als Elfmeterschütze. Ich habe ganz schön gezittert und mich nicht getraut, den Torwart auszuschauen. Denn bei Magdeburg stand mit Dirk Heyne ein 1,94 m großer Recke im Kasten. Da war nicht viel Platz. Ich bin einfach angelaufen und habe drauf gehalten. In der rechten unteren Ecke schlug der Ball ein. Danach kannte der Jubel keine Grenzen", weiß Thomas Lauke noch, der bereits im Sommer 1983 von der Nachwuchsoberliga-Mannschaft von Sachsenring Zwickau nach Weida gewechselt war. „Es gab gute Verbindungen von Zwickau nach Weida. Heinz Dietzsch und Gerd Schellenberg waren die ersten. Ich kam dann mit Peter Schmidt zur Fortschritt-Elf", verrät Tlomas Lauke, der allerdings nach nur wenigen Wochen erst einmal zur Armee eingezogen wurde und 18 Monate lang in Erfurt diente und kickte. 1985 kehrte er nach Weida zurück. Mit Michael Hache und Frank Delling hatten weitere Zwickauer die Osterburgstädter verstärkt.
„Wir waren auf dem Papier bei den Lederwerken angestellt, bildeten damals optisch die Dauerwellen-Fraktion. Wir hatten alle den gleichen Friseur. Nur bei Trainer Lutz Lindemann hat es nicht dafür gereicht", lacht Thomas Lauke, der unter Lutz Lindemann 1987 den Aufstieg in die DDR-Liga schaffte. Der Klassenerhalt war bis zum letzten Spieltag möglich, gelang aber nicht. Doch im Pokal machte Fortschritt von sich reden. Schon in der 1. Runde beim 3:0-Heimsieg gegen den Oberligisten Stahl Riesa hatte Lauke ins Schwarze getroffen und für den Endstand gesorgt. Das Aus kam erst im Achtelfinale bei Fortschritt Bischofswerda durch eine 1:2-Niederlage nach Verlängerung nach zwei strittigen Elfmetern.
Nach dem Abstieg verließ Thomas Lauke Weida, kickte für Motor Weimar und Wismut Gera in der DDR-Liga. 1989 kehrte er nochmals zur Fortschritt-Elf zurück, ehe es ihn in den Wirren der politischen Wende in der DDR gemeinsam mit Frank Pohland zur SpVgg Bayern Hof zog. „Für die Hofer habe ich dann auch die Elfmeter geschossen", erinnert er sich, der nach seiner Rückkehr nach Ostthüringen 1995 unter Trainer Steffen Baumann für Motor Zeulenroda, später auch für den FSV Schleiz kickte. Dann lotste ihn Torwart Jörg Reichenbach zum Landesklasse-Vertreter TSV 1880 Zwötzen, der unter Uli Göhr fünfmal als Zweiter den Aufstieg in die Thüringenliga verpasste. Als Lauke seine aktive Laufbahn beendet hatte, übernahm er selbst das Traineramt und stieg mit dem Team auf Anhieb in die höchste Spielklasse des Freistaats auf. „Mit Torsten Metsch, Mike Renke, Daniel Eglmeyer, Mike Baumann, Hendrik Pohland, Thomas Kowalski und den Zwötzener Eigengewächsen hatten wir damals eine richtige gute Truppe zusammen. Als dann aus dem TSV 1880 Zwötzen der 1. FC Gera 03 wurde, war ich trotz des Aufstiegs meinen Job wieder los. Als ich aus dem Urlaub aus Mexiko zurückkam, hatte Präsident Peter Harthaus Ex-Nationalspieler Konrad Weise als Trainer verpflichtet", berichtet Thomas Lauke.
Er selbst betreute in der Folge Blau-Weiß Niederpöllnitz, Thüringen Weida und den FSV Schleiz, ehe er nach Sachsen ging und als Co-Trainer der Sachsenliga-Elf von Borea Dresden sowie der U 17 von Dynamo Dresden und vom FSV Zwickau weitere Erfahrungen sammelte. Seit fast zwei Jahren trainiert der Außendienstler für Medizinprodukte nun den Landesklassisten Heidenauer SV und wohnt auch im Ort, der an die Landeshauptstadt Dresden grenzt.
An seine Zeit in Weida denkt er gern zurück, war auch im letzten Juni auf dem Roten Hügel vor Ort, als ein erstes Traditionstreffen nach vielen Jahren Pause stattfand. Auf eine noch nicht genau terminierte Neuauflage hofft er in diesem Sommer und würde sich auch mit seinem damaligen Trainer Lutz Lindemann gern nochmals zum Thema Dauerwelle austauschen.

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