Kultur

Eine Siegerin ohne Ausstellung?

Die Gewinner des 14. Aenne-Biermann-Preises: Stefanie Schroeder und Kai-Uwe Schulte-Bunert. Dahinter Dante der Milchbauer bei der Arbeit. Foto: Wolfgang Hesse

Erschienen am 19.12.2023| Jahrgang: NG 26/23

Von Wolfgang Hesse Gera (NG). Der Raum in der Ausstellung, den die Leipziger Künstlerin Stefanie Schroeder ausgestaltete, ist leer. Eine schwarze Bank und eine Infotafel an der Wand verraten allein das Thema: „Eine unsichere Bank". Doch was wurde da während des 14. Aenne-Biermann-Preises für deutsche Gegenwartsfotografie eigentlich prämiert? Die Jury hat sich für einen unkonventionellen Mixed-Media-Beitrag entschieden. Dieser besteht aus einer Powerpoint-Präsentation mit Screenshots, Filmsequenzen, durch KI-generierte Bilder und Fotos. Die Künstlerin selbst ist Teil der Performance, denn sie liest zu dieser Präsentation die entsprechenden Texte. „Ich habe Fotografie studiert und mache jetzt Filme", verrät Stefanie Schroeder, die Preisträgerin. Sie hatte eine Menge Material in Bezug auf das Trainieren von Künstlicher Intelligenz (KI) zusammengetragen und studiert. „Ich wollte keinen einfachen Film daraus machen, sondern einen echten Menschen dabei haben", sagt sie und findet das als einen interessanten Kontrast zur Sprache der Maschinen. Zur Präsentation wird die Künstlerin extra nach Gera kommen. An den Samstagen 13. Januar und 3. Februar wird während der Sonderführungen jeweils um 14 Uhr die Performance der Siegerin aufgeführt. 

Ganz auf die herkömmliche Fotografie setzt der Zweitplatzierte. Kai-Uwe Schulte-Bunert lebt in Berlin und in Reggio Emilia (Italien). Dieser zweite Wohnsitz hat auch mit seiner Ausstellung zu tun. Während über 100 Besuchen zwischen 2019 und 2021 porträtierte er Dante, einen italienischen Bauern und seine Arbeit. 

Neben 33 Fotos ist auch ein Dokumentarfilm über das Leben des Milchbauern in der Ausstellung zu sehen. Dante übernahm im Alter von 14 Jahren, das war 1963, den Hof seiner Eltern und betreut ihn bis heute allein und in Handarbeit. „Dante ist eine ganz außergewöhnliche Person. Er hat seit 50 Jahren täglich 12 bis 18 Stunden gearbeitet, ohne einen einzigen Tag Freizeit. Für ihn ist das seine Art von Freiheit, allein über alles selbst zu bestimmen. Er hat es keinen einzigen Tag bereut, so zu leben", berichtet der Künstler. Die weiteren Ausstellenden sind Felicitas Fässler, Florian Glaubitz und Tobias Kruse, die im Rahmen der Preisverleihung mit Anerkennungen geehrt wurden. Der Aenne-Biermann -Preis wird seit 1992 von der Stadt Gera veranstaltet und alle zwei Jahre ausgelobt. Seit 2003 findet er in Kooperation mit der Sparkassen-Versicherung statt. Er ist mit insgesamt 7.500 Euro dotiert und zählt zu einem der renommiertesten Wettbewerbe in Deutschland im Bereich der Gegenwartsfotografie. 

In diesem Jahr musste die Jury über 1.500 anonymisierte Fotografien von 150 Künstlern entscheiden. Der erste Preis zeigt, welchen Stellenwert auch Arbeiten jenseits des traditionellen Mediums Fotografie erhalten. Das ist übriges ganz im Sinne der Namensgeberin Aenne Biermann, die Zeit ihres Lebens autodidaktisch gearbeitet hat und so auch in ihrer Kunst dem Neuen immer wieder Raum gab. 

Die Ausstellung ist noch bis 11. Februar zu den Öffnungszeiten des Museums für Angewandte Kunst Gera (MAK), Greizer Straße 37, jeweils dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen.

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