Politik

Gegen das Vergessen

Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge und Reservisten engagieren sich in Gera

Erschienen am 14.06.2022

Von Jens Lohse

Gera. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband Thüringen organisiert mehrmals im Jahr Pflegeeinsätze an verschiedenen Kriegsgräbern auf dem Geraer Ostfriedhof, um dem Vergessen der schrecklichen Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft entgegenzuwirken. Dies erscheint angesichts in der aktuellen Situation des Krieges in der Ukraine wichti- ger denn je.
Auf dem Geraer Ostfriedhof an der Friedhofstraße befinden sich unter anderen die Gräber von zahlreichen Opfern des Zweiten Weltkrieges, darunter Wehrmachtssoldaten, Angehörige der Roten Armee und Kriegsgefangene, Opfer der Luftan- griffe auf Gera vom 6. April 1945 sowie osteuropäische Zwangsarbeiter sowie in der Zwangsarbeit geborene Kinder. 329 deutsche Soldaten kamen bei Kampfhandlungen oder in den verschiedenen Lazaretten der Stadt ums Leben. Außerdem bestehen Grabfelder für 53 sowjetische Soldaten, 209 Bombenopfer, 283 Kriegsopfer verschiedener Nationalitäten und ein Massengrab für 446 jüdische Häftlinge. In den Jahren 1992 bis 1994 wurden diese Grabfelder gemeinsam von der Geraer Stadtverwaltung und dem Volksbund neu gestaltet.
Der 6. April 1945 war als „schwarzer Freitag" in die Geschichte Geras eingegangen. Insgesamt hatte zehn Luftangriffe der Alliierten zwischen Mai 1944 und April 1945 Gera im Zweiten Weltkrieg mit insgesamt 550 Tonnen Bombenlast übersät. Etwa 550 Zivilisten verloren damals ihr Leben. 1.800 Wohnungen wurden zerstört. 11.450 Geraer waren infolge der Luftangriffe obdachlos. Das Bombardement vom 6. April 1945 war das schwerste. 109 B-17-Bomber warfen zwischen 10.18 und 10.32 Uhr damals eine Woche vor dem Einmarsch der US-Bodentruppen ihre todbringenden Spreng- und Brandbomben besonders auf die Innenstadt, Unterm-
haus und Debschwitz. Getroffen wurde das Schloss Osterstein, das Stadtmuseum, Kaufhäuser, Hotels, Schulen, der Schlachthof, das Kraftwerk und der Güterbahnhof.
Auf Initiative des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge führt dieser unterstützt von der Reservistenkameradschaft Tonndorf immer wieder leichte Pflegearbeiten an den Kriegsgräbern aus. Dabei werden vor allem die Grabsteine gereinigt, um die Inschriften wieder lesbar zu machen. Es gilt, diese Orte und die Schicksale der Opfer dem Vergessen zu entreißen und durch Darstellung der historischen Hintergründe zu möglichen außerschulischen Lernorten weiterzuentwickeln.
Die Reservistenkameradschaft Tonndorf bei Weimar ist die älteste in Ostdeutschland und wurde bereits am 29. September 1990 gegründet. „Bis zu viermal im Jahr sind wir auf Friedhöfen Thüringens im Einsatz. Coronabedingt war das in den letzten beiden Jahren nicht ganz einfach. Aber selbst 2021 waren wir zweimal vor Ort", verriet Maik Schiller, der stellvertretende Vorsitzende der Tonndorfer Reservistenkameradschaft. Auch Michael Friese war fleißig mit Wassereimer und Bürste unterwegs. Der 47-jhrige Reservist und Hauptgefreite aus Magdala war am freien Sonnabend früh um sieben mit den Kindern aufgestanden und sich dann ins Fahrgemeinschaftsauto gesetzt, um nach Gera zu kommen. Als Disponent in Jena angestellt, gehört er zu den aktivsten Mitgliedern der Tonndorfer. „Ich bin immer mit dabei, wenn etwas los ist. Und es macht Spaß mit Freunden unterwegs zu sein. Zu erzählen haben wir immer etwas", meinte er.

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