Sport

Geraer Goldregen in Japan

Jana Oertel, Johannes Jäger und Bernadett Schröder (v.l.) haben die Geraer Farben bei der Masters-Weltmeisterschaft der Wasserspringer im japanischen Fukuoka würdig vertreten. Foto: Jens Lohse

Erschienen am 23.08.2023| Jahrgang: NG 17/23

Von Jens Lohse Gera (NG). Es dauert, bis alle Medaillen für das Foto gerichtet sind. Nach sieben Masters-EM-Titeln 2022 in Rom durfte sich Bernadett Schröder vom TSV 1880 Zwötzen auch nach der Rückkehr aus dem japanischen Fukuoka sieben Mal Edelmetall um den Hals hängen. Die Ausbeute ist kaum weniger beeindruckend. Vier Mal WM-Gold, dazu drei Mal Silber - die 53-jährige AOK-Angestellte muss sich langsam Gedanken machen, wie sie die Plaketten zu Hause übersichtlich präsentiert. Jana Oertel nahm einen kompletten Medaillensatz mit nach Gera. „Japan war eine tolle Erfahrung. So etwas würde ich gern wieder machen. Sportlich waren wir konkurrenzfähig, haben den Namen Geras in die Welt hinaus getragen", meinte Bernadett Schröder nach der Rückkehr aus dem Land der aufgehenden Sonne. 

Gemeinsam mit Jana Oertel und Johannes Jäger erlebte sie eine nicht nur sportlich interessante Woche, in der ein Höhepunkt den nächsten jagte. Schon die mehr als 24-stündige Anreise über Frankfurt/Main und Tokio war für die drei Geraer ein Abenteuer. Der Flieger aus Deutschland hatte Verspätung, weshalb der Folgeflug in Japans Hauptstadt nicht mehr zu bekommen war. Zwei Stunden später als angedacht war das Trio dennoch im akzeptablen zeitlichen Rahmen in Fukuoka angekommen. „Die Hotel-Unterbringung nur zehn Minuten vom Flughafen entfernt passte. Da waren wir von Rom ganz andere Dinge gewohnt. Die Zimmer waren klein, aber gut ausgestattet. Man kam schnell zur Schwimmhalle", erzählte Jana Oertel. Beim Training herrschte Mut zur Lücke. „Es war ziemlich voll. Einmal haben wir das Synchronspringen geübt" verriet die 55-Jährige. Am aufgeregtesten war Johannes Jäger. Der 30-Jährige hatte seinen letzten Wettkampf vor 15 Jahren bestritten. Im Vorfeld war er durch ein geplatztes Trommelfell gehandicapt, hatte erst in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung wieder springen können. 

Nach einem Tag des Akklimatisierens und Gewöhnens an gut 35 Grad Hitze und eine enorm hohe Luftfeuchte ging es schon los mit den Wettkämpfen. Und wie! Vom Ein-Meter-Brett gab es gleich Silber für Bernadett Schröder (AK 50) und Bronze für Jana Oertel (AK 55). „Die Freude war groß. Damit war der Druck erst einmal von uns genommen. Auch wenn mein Auerbach-Kopfsprung etwas zu schnell und etwas drüber war", freute sich Jana Oertel, die neben den eigenen Wettkämpfen auch immer wieder mit Kampfrichter-Aufgaben beschäftigt war. Vom Drei-Meter-Brett setzte Bernadett Schröder noch einen drauf: Gold! „Ich bin meine Serie durchgesprungen, habe nur auf mich geachtet. Als ich fertig war, wusste ich nicht, dass ich gewonnen hatte, habe aber mitbekommen, dass viele meiner Konkurrentinnen ihre Sprünge nicht ganz so sauber ins Wasser gebracht hatten. Der WM-Titel in einer Einzeldisziplin war das Tüpfelchen aufs i" erzählte Bernadett Schröder. Nicht ganz zufrieden war Jana Oertel mit ihrem vierten Rang. „Der Auerbach und der Kopfsprung rückwärts mit einer Schraube waren etwas flach. Hätte nur einer besser funktioniert, wäre Silber drin gewesen. Ich habe mich geärgert", resümierte sie. 

Während Bernadett Schröder im Synchron-Mixed-Springen mit dem Dresdner Erik Seibt vom Drei-Meter-Brett und Fünf-Meter-Turm ihr Titelkonkto auffrischte und unter 20 Paaren ganz oben auf dem Podest stand, rückte das Synchronspringen der Damen vom Drei-Meter-Brett näher. Vor dem letzten der vier Sprünge lagen die beiden Geraerinnen mit knapp zehn Punkten Rückstand auf Platz drei. „Vom Zwischenstand wussten wir nichts. Ein Werbeband war so ungünstig angebracht, dass uns der Blick auf die Anzeigetafel genommen war. Hinzu kam, dass die Treppe beim Herausklettern aus dem Becken nach den Sprüngen recht glatt war. Also blieb nicht viel Zeit zum Schauen", erklärte Jana Oertel im Nachhinein. Außerdem waren die beiden Geraerinnen als Startnummer eins ausgelost. Der letzte Durchgang wirbelte das Klassement nochmals komplett durcheinander. Jana Oertel/Bernadett Schröder zauberten ihren Kopfsprung mit einer halben Schraube nervenstark fehlerarm und synchron ins Wasser, so dass sie die bis dahin führenden Kelly Anne Winterbottom/Emily Richmond (USA) und Jenni Cluskey/Barbara McNally (Großbritannien) noch überholten. „Als es beim letzten Sprung geknallt hat, weil eine der beiden US-Amerikanerinnen mit den Füßen gegen das Brett schlug, wusste ich, wir haben gewonnen", so Jana Oertel. Als Zugabe folgte noch Silber im Synchronspringen vom Fünf-Meter-Turm. „Da musste ich mich schon ganz schön überwinden. Ein Jahr bin ich nicht vom Turm gesprungen, hatte den Einzelwettbewerb abgesagt, um mein Knie nicht überzubelasten. Das ist schon ganz schön hoch, wenn man dort oben steht", verriet die 55-Jährige. Oertel/Schröder mussten nur den beiden Holländerinnen Yvonne van der Meer/Anouk van der Wyck den Vortritt lassen. Auch Johannes Jäger war mit seinen Wettkämpfen zufrieden. Als beste Platzierung stand Rang sechs vom Turm zu Buche, wo der Geraer seine Tauch-Qualitäten in die Waagschale werfen konnte. Einzig an den Schwierigkeiten mangelte es. „Es war definitiv die richtige Entscheidung, das Abenteuer Fukuoka angegangen zu sein. Wir haben sehr viel Unterstützung erfahren, von Unternehmen wie unserem Hauptsponsor Fischer Academy, aber auch von Privatpersonen und unseren Familien. Viele haben mit uns zu Hause mitgefiebert. Wir sind manchmal gar nicht fertig geworden mit dem Danke-Schreiben. Jana ist bei Nacht immer mal das Handy aus der Hand gefallen, weil sie eingeschlafen war beim Senden der Nachrichten via Instagram und Facebook" erzählte Bernadett Schröder. 

Ihre vielen mitgebrachten Gera-Souvenirs verteilte Jana Oertel vor allem an die jungen Volontäre vor Ort. „Viele haben mir dann auch etwas zurückgeschenkt. Von den kleinen Mitbringseln kann jetzt der Zwötzener Wasserspringer-Nachwuchs im Training profitieren", so Jana Oertel. Denn auch bei noch geschlossenem Hofwiesenbad starteten die Übungseinheiten unmittelbar nach der Rückkehr aus Japan wieder. Nächster Wettkampf für die Masters ist die Deutsche Meisterschaft in Freiburg im November. Bis dahin bleibt noch etwas Zeit. Aber das Geraer Wasserspring-Trio hat ja auch noch viel zu erzählen.

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