Kultur

Im Oldtimer-Bus zu authentischen Tatorten

Neu: Kriminalrat a. D. Hans Thiers mit dem Oldtimerbus und Teilnehmern in der Dr.-Friedrich-Wolf-Straße auf dem Weg zu einem Tatort. Foto: Wolfgang Hesse

Erschienen am 06.09.2023| Jahrgang: NG 18/23

Von Wolfgang Hesse Gera (NG). Es schwingt schon ein bisschen Nostalgie mit, als Hans Thiers, Ex-Kriminalist und Sachbuchautor, sein neues Gefährt für die Krimi-Touren durch Gera vorstellt. „Es ist ein Kleinbus vom Typ ROBUR der im Jahre 1968 gebaut wurde", weiß Busfahrer Gunar Oldenbruch von der Firma Elsterexpress aus Bad Köstritz. „Ich konnte ihn aus Magdeburg erwerben, da er als Partybus während der Pandemiezeit nicht genutzt werden konnte. Jetzt, nach zweijähriger Instandsetzung, ist er wieder fahrbereit." Derartige Transportmittel, umgangssprachlich als „Ello" bezeichnet, was für LO-Modelle luftgekühlter Ottomotor steht, wurden fast überall in DDR-Betrieben eingesetzt, um ihre Mitarbeiter zu befördern, erklärt Gunar Oldenbruch. „Dieser Bus war ein sogenannter ‚Bauernbus', der die Leute zur Feldarbeit brachte". An seiner Seite ist Busfahrerin Elke Schwarz. Sie übernahm mit 19 Jahren das Steuer eines Busses und war damit die erste Busfahrerin der DDR. Bis zu ihrem Ruhestand blieb sie diesem Beruf treu. 

Langsam und holpernd bahnt sich der rot-weiße Oldtimer den Weg durch Geras Straßen. An Bord erzählt Hans Thiers, ehemaliger Kriminalrat einer Mordkommission, von Mordfällen, die er während seiner Dienstzeit ermittelt und aufgeklärt hat. „Mit dem Bus können wir sehr nah an die grauslichen Tatorte heranfahren und damit erhalten die Teilnehmer einen Eindruck vom örtlichen Umfeld", erklärt der kriminalistische „Reiseleiter". Über insgesamt 18 Tötungsverbrechen in Gera wird Thiers während der Fahrt berichten. Das Fachwissen, das er in seinen Sachbüchern niedergeschrieben hat, erläutert er anschaulich in Worten und mit Bildern. Die Bustour ist ein neben der Krimi-Straßenbahn ein weiteres kulinarisches Angebot, das Thiers gemeinsam mit Linda und Matthias Angrick vom Café Zierde in Zwötzen ins Leben gerufen hat. „Nach dem Schmaus kommt der Graus", schmunzelt Mathias Anglick. Die Fahrten starten und enden jeweils am Café nahe dem Bahnübergang Zwötzen und beginnen vormittags mit einen Frühstück und werden nachmittags mit Kaffee und Kuchen beschlossen. 

Gleich drei Mordfälle untersuchte der Kriminalist in Zwötzen und so macht der Bus Station am Volkshaus, ehemals Volkskunst, und in der Kaimberger Straße, wo ein verurteilter Mörder eine Gasexplosion auslöste. Thiers berichtet mit Mikrofon und Ermittlungsakten von den Verbrechen. Insbesondere der Vermissten-Fall der vierjährigen Michaela Wagner, die am 5. September 1983 verschwand, bewegt den Kriminalisten noch heute. In der Lindenstraße, dem letzten Lebenszeichen des Mädchens, berichtet er im Bus, dass der Fall bis heute offen ist. „Ich würde mich freuen, wenn auch dieser Fall, wie der von Ines Heider, die 1990 in Hermsdorf verschwand, durch die Kriminalpolizei wieder aufgerollt wird, um endlich gelöst zu den Akten gelegt zu werden", wünscht sich Hans Thiers. 

Vom „mörderischen" Zwötzen geht es zu gruseligen Orten in Geras Stadtzentrum. Dort berichtet er von einer Messerstecherei in der Qui und einer Schießerei im ehemaligen Interhotel. An einem Gullideckel in der Dr.-Friedrich-Wolf-Straße, wo ein getötetes Baby gefunden wurde, endet die spannende Busexkursion. 

Die Premiere der Tour findet am Sonntag, den 24. September statt. Anmeldungen bitte ab dem Alter von 16 Jahren an Café Zierde, Telefon: 0365 71293424.

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