Wirtschaft

Schuhhaus Lobert trotzt allen Widerständen

Andreas und Gudrun Lobert führen das älteste Schuhfachgeschäft Geras. Im November feiert das Schuhhaus Lobert sein 120-jähriges Bestehen. Foto: Jens Lohse

Erschienen am 21.03.2023

Von Jens Lohse 

Gera (NG). Modern zeigt sich das Schuhhaus Lobert in der Großen Kirchstraße. Schon am Eingang empfängt den Kunden eine Präsentation modisch aktueller Schuhe in den Trendfarben der Saison. Eine junge Kundin befindet sich im Verkaufsgespräch, informiert sich über die neue Mode und die aktuellen Wareneingänge, besonders auch der italienischen, spanischen und portugiesischen Lieferanten. Ein älteres Ehepaar wird im hinteren Bereich beraten. Der Mann entschließt sich schnell für ein paar Paar Halbschuhe für den Übergang aus der kalten Jahreszeit. Auf die Frage, ob beide den Schuhkarton mitnehmen möchten, sagt er „Nein", sie „Ja". Schließlich könne man einen Karton immer gut mit Dingen befüllen, meint sie. In der Kundendatei steht die Familie seit vielen Jahren. „Früher waren wir öfter hier. Jetzt sind wir älter, kommen nicht mehr so oft raus. Meine Frau braucht orthopädische Schuhe. Im Schuhhaus Lobert fühlen wir uns aber immer noch heimisch", meint er und bezahlt. Verkaufsalltag in der Großen Kirchstraße - und trotzdem immer wieder etwas besonderes. 

Im November feiert das Schuhhaus Lobert sein 120-jähriges Bestehen. Das älteste Schuhhaus Geras hat die Zeichen der Zeit erkannt und auch die Corona-Pandemie gut überstanden. „Wir gehen mit dem Zeitgeist, haben viele Stammkunden und greifen deren Wünsche auf, bieten unsere Schuhe aber auch im Internet-Handel an. Es gibt Mitarbeiter, die sind schon seit mehr als 30 Jahren bei uns. Da freut sich die Kundschaft natürlich, wenn sie vertraute Ansprechpartner hat", sagt der studierte Binnenhandelsökonom Andreas Lobert, der seit 1978 im Geschäft tätig ist und es bereits 1986 in dritter Generation verantwortlich übernahm. „Wir wollen Schuhe passgerecht weitergeben. Da muss man schon etwas Ahnung haben, muss sie auch mal etwas weiten oder eine Naht klopfen können. Das gehört zum Service eines Schuhfachgeschäfts einfach dazu", weiß Ehefrau Gudrun Lobert und ist stolz auf die fachliche Kompetenz ihres Hauses. „Oft kommen Kunden und sagen: ´Wir waren überall. Aber bei ihnen haben wir das Passende gefunden!'", verrät sie zufrieden. 

Fünf Mitarbeiter beschäftigt das Schuhhaus Lobert im Stammsitz in der Großen Kirchstraße. Wenn alteingesessene Geraer an das Schuhhaus denken, dann erinnern sie sich meist zuerst an einen fast lebensgroßen Esel im Verkaufsraum, auf dem wohl fast jeder Gersche in seinem Leben als Kind schon einmal gesessen hat. „Den gibt es immer noch. Er ist unser Erkennungsmerkmal und wird von der Kundschaft regelrecht gesucht. Viele Großeltern fragen danach, wenn sie mit ihren Enkeln Schuhe kaufen kommen und erzählen den Kleinen dann von ihren Erinnerungen", weiß Gudrun Lobert. „In den 1930er Jahren muss der Esel zu uns gekommen sein. Früher stand er in einem Reitstall. Mehr weiß ich aber auch nicht. So lange es uns gibt, bleibt er auf jeden Fall bei uns", ergänzt ihr Mann. Über geringe Umsätze kann er nicht klagen. „Wir bewegen uns über dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. Darüber freuen wir uns. Trotzdem ist die Konkurrenz groß - vor allem im Online-Handel", klopft der 69-Jährige vorsichtshalber auf Holz. Probleme gibt es genug. Eines der größten ist das Parkproblem. „Auf der einen Seite wollen wir die Geraer Innenstadt beleben, auf der anderen Seite werde ich als Kunde, der mit dem Auto kommt - für viele Ältere ist das die einzige Möglichkeit - fürs Parken immer stärker zur Kasse gebeten", schüttelt Andreas Lobert mit dem Kopf. 

Nicht nur die Kunden halten dem Schuhhaus Lobert die Treue, auch die Mitarbeiter. Simone Schmidt ist schon seit 1990 als Verkäuferin tätig, kam einst der Liebe wegen aus dem erzgebirgischen Schneeberg nach Gera. „Ich habe hier schon eine Inventarnummer, bin richtig glücklich. Ein Traditionshaus. Tolle Chefs. Ich kümmere mich um den Einkauf. Nach 32 Jahren entwickelt man eine gewisse Routine. Es herrscht ein schönes Arbeitsklima. Das merken natürlich auch die Kunden", kommt sie aus dem Schwärmen nicht heraus. Mit Christine Golle hat 1990 eine weitere Verkäuferin bei Loberts begonnen und hält bis heute zur Stange. Dann ruft die Arbeit. Man steckt mitten im Sortimentswechsel. Der Winter ist vorbei. Die Übergangs- und Sommerschuhe halten Einzug, was viel Bewegung in den Laden bringt. Die Kunden bekommen davon kaum etwas mit. Sie werden genauso fachlich kompetent bedient wie seit fast 120 Jahren - im Schuhhaus Lobert in der Großen Kirchstraße.

Anzeige

Aktuelle Ausgabe

Neues Gera

Aktuelle Ausgabe

Neues Gera

Nr. 09-2024
vom 01. Mai

Aktuelle Ausgabe

Neues Gera

Neues Gera

Nr. 08-2024
vom 17. April