Politik

„Traumland“ im Süden

Dr. Gerhard Papke bei einem seiner vielen Vorträge - hier in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Foto: privat

Erschienen am 06.09.2023| Jahrgang: NG 18/23

Gera (NG). Wahrscheinlich liegt in jedem ostdeutschen Haushalt eine Autokarte oder ein Reiseführer von Ungarn. Budapest, der Plattensee, die Weiten der Puszta, Weinberge. Ungarn bot die Faszination, immer noch im Sozialismus zu stecken, aber doch ein bißchen das Flair der großen, weiten Welt zu spüren. 

Die Forinten wurden spärlich zugeteilt, irgendwie schaffte es dann doch jeder, zusätzlich zu tauschen. Das Warenangebot war betörend, man konnte im Café Pepsi-Cola trinken, Touristen aus der ganzen Welt am Nachbartisch zuhören, den Burgberg erklimmen und den wunderbaren Blick über die Donau auf das Parlament genießen. Man konnte sich den „Spiegel" kaufen und mit Glück und unter Verzicht auf teure Restaurantbesuche die neuesten Schallplatten aus dem Westen ergattern. (Die Schmuggeltricks gehörten zum gelebten Sozialismus auch dazu.) Ungarn war für die eingesperrten DDRler irgendwie das Tor zum Westen, in die unbekannte Ferne. Und weil Ungarn die Grenzen nach beiden Seiten offen hatte, war es für viele der einzige Ort, sich mit Familienangehörigen aus dem streng geteilten Deutschland zu treffen. 

Der Gulasch-Kommunismus hatte seinen eigenen Reiz. „Gräfin Mariza" war scheinbar noch lebendig, ebenso der „Zigeunerbaron". Wenn nur die vertrackte Sprache nicht wäre! 

Der Volksaufstand 1956 endete noch blutiger wie der 1953 in der DDR. Die Knute der Kommunisten in Moskau beherrschte beide Völker über Jahrzehnte. 

Ungarn gehört zu den treuesten Freunden Deutschlands. Der Beitrag Ungarns bei der Grenzöffnung 1989 bleibt unvergessen. Ungarn und Deutsche sind durch ihre gemeinsame europäische Kultur, durch intensive Wirtschaftsbeziehungen und nicht zuletzt durch viele persönliche Freundschaften eng miteinander verbunden! 

Dennoch wird in vielen deutschen Medien häufig ein anderes, negatives Bild von Ungarn vermittelt: der Rechtsstaat sei in Gefahr, Ungarn als „Orbáns Mafiastaat" ... Woran liegt das, und entspricht das wirklich der Realität? 

Welche Chancen bietet auf der anderen Seite die deutsch-ungarische Freundschaft? Wie gehen beide Länder mit dem schrecklichen Krieg in der Ukraine um? Und eröffnet das ungarische Beharren auf einer dezentralen Europäischen Union selbstbestimmter Nationen am Ende nicht größere Chancen für die Zukunft Europas als ein Brüsseler Zentralismus, der immer mehr Kompetenzen für sich beansprucht? Diese und andere Fragen möchten wir gerne mit Ihnen diskutieren! 

Deshalb lädt Neues Gera herzlich ein für Freitag, 22. September 2023, 19.00 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr), ins „Waldhaus". Einführungsvortrag: Dr. Gerhard Papke Landtagsvizepräsident NRW a.D. Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft

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