Sport

Der 100 m-Stadtrekord wackelt

Trainer Steve König vom 1. SV Gera, 100 m-Sprinter und Stipendiat Pepe Krause, Weitsprung-Doppel-Olympiasiegerin Heike Drechsler und der 89-jährige Dieter Schulz (v.l.) bei der feierlichen Verleihung des Heike-Drechsler-Stipendiums in Gera-Untermhaus. Foto: Jens Lohse

Erschienen am 19.12.2023| Jahrgang: NG 26/23

Von Jens Lohse Gera (NG). So einen schnellen Sprinter hatte Gera schon lange nicht mehr. Den inoffiziellen Stadtrekord über 100 m hält immer noch Torsten Blau, der 1989 als 21-Jähriger nach handgestoppten 10,5 s die Ziellinie überquerte. Nun muss der derzeitige Präsident des Leichtathletikvereins Gera um seine Bestmarke fürchten. Der erst 15-jährige Pepe Krause vom 1. SV Gera wurde in diesem Jahr Deutscher U 16-Vizemeister über 100 m. In Stuttgart steigerte er sich auf 11,24 s und musste sich nur dem Schweriner Johann Müller (11,06 s) geschlagen geben. Seine enorme Entwicklung im Wettkampfjahr 2023 blieb auch der Doppel-Olympiasiegerin im Weitsprung, Heike Drechsler nicht verborgen, die dieser Tage ihr Heike-Drechsler-Stipendium an Pepe Krause verlieh. „Ich weiß genau, welch hartes Stück Arbeit hinter solch einer Leistung steckt. Es ist wichtig, dass Du Deinen eigenen Weg findest, mit Leidenschaft und Sinnhaftigkeit agierst. Ich wünsche Dir einen langen Atem. Meine Unterstützung hast Du", gab die Geraer Ehrenbürgerin dem Sprinttalent mit auf den Weg. Das Geld stammt immer noch vom Sparkassen-Förderpreis, den die gebürtige Geraerin Heike Drechsler bei der Sportgala 2007 in Baden-Baden erhalten hatte. Insgesamt 20.000 Euro waren zu Beginn im Topf, der auch in den kommenden Jahren an talentierte Leichtathleten der Region Gera-Greiz gehen soll. 

Pepe Krause freute sich über die Auszeichnung, strahlte auf allen Bildern bis über beide Ohren. „Ich bin sehr dankbar für die Ehrung und mindestens genauso ehrgeizig, um noch schneller zu werden. Viermal trainiere ich derzeit in der Woche, davon einmal auch beim LC Jena. Sportlich habe ich noch einiges vor", verriet der Zehntklässler, der im nächsten Jahr in die U 18 wechseln wird, in der die Konkurrenz natürlich besonders groß sein wird. Ein erster Hallen-Testwettkampf in Chemnitz ist noch vor Weihnachten geplant, bevor dann im Winter erst die Landeshallentitelkämpfe in Erfurt, die Mitteldeutschen und eventuell auch noch die Deutschen U 18-Hallenmeisterschaften in Dortmund anstehen. Die Fühler zur Fortführung seiner sportlichen Karriere hat Pepe Krause schon in Richtung Erfurt ausgestreckt. Nach der Beendigung der Schule mit der zehnten Klasse könnte für ihn dort die Möglichkeit eines Fachabiturs bestehen, wodurch er das Sprinttraining unter leistungssportlichen Bedingungen fortführen könnte. In Erfurt sind die Voraussetzungen perfekt. Mit Julian Wagner und Luis Brandner haben es in den letzten Jahren Talente in die deutsche Sprintspitze geschafft. Doch all das ist für Pepe Krause noch Zukunftsmusik. 

Einen großen Dank zollte Heike Drechsler bei der feierlichen Verleihung ihres Stipendiums im Untermhäuser Hotel „Zwergschlösschen" an Dieter Schulz und Andreas Balnuweit. Die beiden Leichtathletik-Funktionäre kümmern sich seit Jahren um die Vergabe. „Wir haben eine gemeinsame Geschichte. Ich kenne Heike Drechsler noch, wie sie unter ihrem Mädchennamen Daute mit etwa zehn Jahren ihre ersten Schritte bei der Leichtathletik in Gera gemacht hat", erinnerte sich der 89-jährige Dieter Schulz, den Heike Drechsler ihrerseits als „ständig Feuer und Flamme für den Sport" und „immer im Unruhestand" beschrieb. „Die Leichtathletik in Gera wird mir immer eine Herzenssache bleiben. Wir müssen es schaffen, noch mehr junge Leute an der Basis für unseren Sport zu motivieren", gab sie den Anwesenden mit auf den Weg. Seit 2008 wird das Heike-Drechsler-Stipendium verliehen. Zur Premiere ging es an den Zeulenrodaer 400 m Hürden-Läufer Felix Rupprecht. Auch Olympiastarter Erik Balnuweit, Sprinterin Constanze Dietzsch, Hammerwerferin Vanessa Pfeiffer oder Siebenkämpferin Serina Riedel wurde die Ehrung bereits zuteil.

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