Politik

Gibt´s noch Grund zum Optimismus?

Arbeitsagentur informierte zur aktuellen Lage auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Unsere Gesprächspartner Stefan Scholz (l.) und Carsten Rebenack erläuterten die Arbeitsbereiche der Arbeitsagentur. Foto: Erika Baumann

Erschienen am 05.10.2023

Von Harald Baumann Gera (NG). Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Deutschland verzeichnet einen deutlichen Wirtschaftsabschwung. Ja, es ist schon von einer schleichenden De-Industrialisierung die Rede. Die Aussichten auf dem Arbeits- wie auf dem Ausbildungsmarkt haben derzeit den schlechtesten Stand. Die Ursachen für die Stagnation sieht man in der hohen Inflation, in der Energiekrise, im Anstieg der Rohstoffpreise und im Versagen im wirtschaftspolitischen Tun der Ampelkoalition.

Und wie sieht es für Gera und die Region aus? Die Analysen unserer heimischen Arbeitsagentur sind gründlich. Dafür stehen auch Stefan Scholz, Chef der Arbeitsagentur Thüringen Ost und Carsten Rebenack, Pressesprecher der Einrichtung. Die langjährige ehemalige Geschäftsführerin der Agentur, Birgit Becker, hatte das mal in einem Interview für „Neues Gera" so formuliert. „Unser Anspruch lautet, erster Dienstleister am Arbeitsmarkt zu sein." 

Als Scholz und Rebenack vor einigen Tagen zur Presseinformation eingeladen hatten, war das zugleich ein Gedankenaustausch darüber, was hinter all den vielen Zahlen und Fakten, also hinter der Statistik steht. Beleuchtet wurde der aktuelle Arbeitsmarkt, vor allem die Lage in Gera. Und die ist keineswegs erfreulich. Seit Jahren hat die Stadt die Spitzenposition der Arbeitslosigkeit in Thüringen inne. Derzeit ist die Quote in Gera auf 9,6 Prozent gestiegen, konkret um 161 auf 4.356 Stellen. Vor einem Jahr lag die Quote bei 7,9 Prozent. Das Jobcenter betreut derzeit 3.109 Arbeitslose. Die steigende Arbeitslosenzahl ist nicht zuletzt auf den Zustrom von Migranten und Flüchtlingen, besonders aus der Ukraine, zurückzuführen. 

Gibt es im Hinblick auf den wirtschaftlichen Stillstand, ja sogar Rückgang in Gera, Hoffnung auf Besserung? Ja, allerdings weniger durch die Politiker im Stadtrat, weniger durch die Parteien und durch Teile der Stadtverwaltung. Es gibt kaum geballte Kräfte, die mit einer Strategie fürs Vorankommen aufwarten. Überall herrscht zu viel Trägheit und zu wenig Mut zum Neuen! Dafür kommt wenigstens Optimismus auf durch einige Unternehmen, die sich neu ansiedeln, andere, die Neues wagen. Einige Beispiele: Da gibt es das moderne Unternehmen Amazon in respektabler Größenordnung. Es schafft mit seiner Investition etwa 2.000 Arbeitsplätze. Da gibt es den Landtechnikhersteller Horsch in Ronneburg, der mit der Erweiterung seiner Kapazität eine beeindruckende Montagehalle errichtete und dafür Millionen Euro investierte. Die 750 Beschäftigten, deren Zahl weiter wachsen soll, sind für das industriearme Gera und die Region ein Gewinn. 

Weiter. Das inhabergeführte Familienunternehmen Logistic Raben-Group schuf mit seiner Geraer Niederlassung über 100 Arbeitsplätze. Demnächst sollen weitere 20 hinzukommen. Genannt sei auch die renommierte Firma Kaeser Kompressoren mit kontinuierlich wachsener Mitarbeiterzahl und die solide Lehrlingsausbildung. In dieser Hinsicht tut sich auch die moderne Textilweberei Getzner hervor, die erfolgreich das Erbe von Modedruck Gera antrat. Das Unternehmen wurde als Top-Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet, der sich mehrfach engagierte bei der Heranbildung des Facharbeiternachwuchses. Seit 1997 stehen 77 Lehrverträge zu Buche. Und vergessen wir auch die kleineren Unternehmen nicht. So hat das soeben eröffnete Unternehmen Poco 48 Arbeitsplätze geschaffen. 

Firmen, die mutig investieren und für Arbeitsplätze sorgen, sind in Gera nicht die Regel. Die Stadt tut sich immer wieder schwer bei der Ansiedlung von Investoren. Die geplante Niederlassung von Industrie im größeren Stil auf dem Gewerbegebiet Cretzschwitz kommt kaum voran. Ein trauriges Beispiel ist auch die misslungene Ansiedlung der von Bauerfeind. Was den Ausbildungsmarkt betrifft, berichtet die Arbeitsagentur Negatives und Positives gleichermaßen. Hoffnungsvoll schaute man auf die 11. Geraer Ausbildungsbörse im Kuk im September, für die 130 Firmen aus Gera und der Region ihre Zusage gegeben hatten. Eine ähnliche Aktion führte die Handwerkskammer ebenfalls im September im Bildungszentrum Aga durch.

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