Sport

Ukrainerin spielt in Lusan Tennis

Steffen Tobermann und die 15-jährige Sofija Shaparenko spielen nun öfter in der Lusaner ProSport-Arena gemeinsam Tennis. Foto: J. Lohse

Erschienen am 16.05.2022

Von Jens Lohse

Gera. Mitte April stand sie mit ihrer Mutter plötzlich in der Lusaner ProSport-Arena und fragte nach, ob sie hier Tennis spielen könnte und was das kosten würde. Inhaber Steffen Tobermann - selbst enthusiastischer Tennisspieler - lud die 15-jährige Sofija Shaparenko aus der Ukraine gleich zu einer Probestunde ein und war begeistert. Vorhand, beidhändige Rückhand, Aufschlag - mit viel Druck und Tempo flogen die gelben Filzkugeln aus allen Lagen übers Netz. Sofija erzählte ihre Geschichte. Im ukrainischen Charkow zu Hause hatte sie schon mit sieben Jahren mit dem Tennis begonnen, zunächst nur für sich gespielt, ehe sie mit neun erste Turniere bestritt. Zwölf Jahre jung war sie, als sie nach Kiew zog, um den Sport noch intensiver zu betreiben. Eine Knieverletzung warf sie dann etwas aus der Bahn. Zur Rehabilitation kehrte sie nach Charkow zurück. Es ging gerade wieder aufwärts, als die junge Ukrainerin vom Krieg gestoppt wurde. Anfang April beschloss die Familie, das Land in Richtung Deutschland zu verlassen. Der Vater musste bleiben. Die große Schwester war schon in Deutschland und vermittelte die Mutter und die Geschwister nach Gera. „Dort kümmert man sich um euch", gab sie ihnen mit auf den Weg. Jetzt ist die Familie in einer Wohnung untergebracht. Die Tennisstunden mit Steffen Tobermann sorgen für Abwechslung im tristen Alltag. Die sprachliche Verständigung ist schwierig. Oft dient das Handy als Übersetzer. Die Schulausbildung bis zur 9. Klasse hat Sofija Shaparenko abgeschlossen. Nun geht sie aufs College, wo der Unterricht derzeit online stattfindet.
Ihr Tennis-Talent könnte ihr Türen öffnen. In der Lusaner ProSport-Arena soll sie weiter gefördert werden. „Die Plätze stelle ich kostenfrei zur Verfügung. Ferner suche ich nach ein paar Sponsoren, damit sie einmal in der Woche bei Holger Schmitt in Eisenberg trainieren kann", sagt ProSport-Arena-Pächter Torsten Wolf. Steffen Tobermann verrät: „Das schönste ist die Dankbarkeit der Familie. Sie haben sofort gefragt, was sie bezahlen müssen. Sie wollen nichts geschenkt. Auch die Pünktlichkeit gefällt mir. Wenn ich sie um 10.45 Uhr bestelle, dann ist sie 10.30 Uhr da" Wie es mit den Shaparenkos in Deutschland weiter geht, ist ungewiss. Viel hängt davon ab, wie sich der Krieg und die Lage in der Ukraine entwickeln. „Im Moment kann ich darüber nicht nachdenken", sagt die 15-Jährige, um auf dem Tennisplatz den Ernst der Lage für ein paar Minuten zu vergessen.

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