Gesellschaft

100 Jahre Kriegerdenkmal

Der Gedenkstein in Oberröppisch. Foto: Reiner Hoffmann

Erschienen am 28.06.2023

Von Reiner Hoffmann 

Gera (NG). Als am 28.Juli 1914 mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien der 1. Weltkrieg begann, ahnte keiner, dass dieser bewaffnete Konflikt bis zum 11.November 1918, also über vier Jahre dauern würde. Wilhelm der II. gab am 1. August 1914 um 17 Uhr den Mobilmachungsbefehl und erklärte um 19 Uhr Russland den Krieg. In den nun folgenden Kriegsjahren verloren fast zehn Millionen Menschen ihr Leben, weitere 20 Millionen wurden verwundet. 

Auch im Dorf Oberröppisch traf die Mobilmachung die Einwohner vollkommen unvorbereitet. Mitten in schwerster Erntearbeit mussten die ersten Oberröppischer Männer dem Ruf zum Wehrdienst folgen. Viele kamen in der langen Kriegszeit noch hinzu, so dass fast kein Haus in der Gemeinde nicht wenigstens einen seiner Bewohner im deutschen Heer stehen hatte. Sieben von diesen Männern kehrten aus dem Krieg nicht mehr zurück. Sie alle fielen oder verstarben an der französischen Front, zwei davon in der grausamen Hölle von Verdun. Weitere 24 Männer des Ortes zogen in den 1. Weltkrieg und kämpften an den Fronten von Russland bis Frankreich. Sie überlebten diesen Krieg teils in Gefangenschaft oder verwundet und kehrten in ihre Heimat zurück. 

1923 entschloss sich die Gemeinde Oberröppisch, ihren Gefallenen ein Denkmal zu setzen. Als Ort der Aufstellung wählte man einen Garten am Ortseingang, in dem auch eine der drei Linden steht, die im Stempel von Oberröppisch zu sehen sind. Am dritten Osterfeiertag des Jahres 1923 zogen die Jünglinge und Männer des Ortes los. Ziel war der Zeitzer Forst. In der Lessener Flur wurde dann der passende Findling ausgewählt und nach Oberröppisch transportiert. Nachdem man ihn hier aufgerichtet hatte, grub ein Geraer Steinmetz die Namen der gefallenen Einwohner ein. Die festliche Weihe des Steines fand am 3. Juni 1923 statt, also vor nunmehr 100 Jahren. Dabei waren nicht nur die Angehörigen der Gefallenen, sondern auch ein Großteil der Bevölkerung des Ortes und der umliegenden Dörfer anwesend. Besonderer Höhepunkt war, dass die Weihe-Rede vom damaligen Stadtarchivar Ernst Paul Kretschmer aus Gera gehalten wurde. Leider sind von dieser Rede keine Aufzeichnungen mehr vorhanden. 

Soll dieser Gedenkstein uns einerseits an den Tod dieser Menschen erinnern, sollte er uns andererseits Mahnung dafür sein, welches unsägliche Leid Kriege anrichten können.

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