Sport

Nach drei Runden streikt der Motor

Auf freier Strecke am Atlantikstrand erreicht der Großsaaraer Daniel Wagenpfeil beim Enduropale in Calais Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h. Foto: maindruphoto.com

Erschienen am 21.02.2023

Von Jens Lohse 

Großsaara (NG). Die Erwartungen waren groß. Nach Rang 200 bei seiner Premiere im Vorjahr beim Enduropale in Calais hatte sich der Großsaaraer Daniel Wagenpfeil beim zweiten Start beim größten Enduro-Rennen im Norden Frank-reichs viel vorgenommen, zumal die Ausgangslage viel besser als im Vorjahr schien. Nachdem er sich damals von Startplatz 1126 nach vorn arbeiten musste, ging es für ihn als „Wiederholungstäter" diesmal mit Startnummer 381 los. „Weshalb mein Startplatz dann aber trotzdem nur der 580. war, weiß ich auch nicht. Aber da half kein Lamentieren. Damit musste man zurechtkommen, zumal ich kein Französisch spreche und man vor Ort mit Deutsch oder Englisch nicht wirklich weiter kommt", verriet der 31-Jährige, der sich monatelang akribisch auf den Wettkampf vorbereitet hatte. „Die letzten vier Wochen konnte wegen des Frostes zu Hause leider nicht auf dem Motorrad trainieren. Da bin ich viel aufs Rad ausgewichen, um mich fit zu halten", erzählte Daniel Wagenpfeil, der den Ausnahmezustand, in dem sich die 80.000 Einwohner-Stadt am Ärmelkanal bezüglich des Enduropales befand, auch auf sein Innerstes übertrug. 

Das dreistündige Rennen begann für den Großsaaraer nach Plan. Im Gegensatz zum Vorjahr durfte der Motocross-Spezialist mit seiner Kawasaki KX 450 ccm-Maschine vom Team Zweirad-Pfeil aus Dreitzsch beim größten Enduro-Spektakel in Europa in der ersten Gruppe starten. „Ich hatte ein gutes Gefühl, wenngleich sich zu Beginn die Motorrad-Abstinenz des letzten Monats etwas bemerkbar machte. Da habe ich anfangs manchmal zu früh gebremst oder zu spät Gas gegeben. Mit der Zeit habe ich aber meinen Rhythmus gefunden", verriet Daniel Wagenpfeil. 500.000 Zuschauer säumten am gesamten Wochenende den elf Kilometer langen Rundkurs. Auf Rang 160 konnte er sich zwischenzeitlich vorarbeiten, bis das unerwartete Malheur passierte. Bei einem Sprung ging die Maschine aus. Der Motor qualmte. Der Kühler war wohl kaputt. „Ich wusste sofort: Das war´s! Mein erster technischer Defekt seit zehn Jahren! Also habe ich ernüchtert und total enttäuscht das Motorrad eine Dreiviertelstunde lang durch den tiefen Sand in die Box geschoben. Ärgerlich war es besonders, weil ich bis dahin auf Kurs war", erzählte der 1,93 m-Hüne, der bis zu diesem Zeitpunkt schon eine Runde mehr als im letzten Februar absolviert hatte, auch weil er mit einem größeren Tank und einem veränderten Setup unterwegs war. Eine Zwei-Stopp-Strategie war geplant. Lediglich 14 Minuten hatte Daniel Wagenpfeil für seine schnellste Runde gebraucht. In der Box musste er mit seinem Team - Vater Waldemar Wagenpfeil und Techniker Martin Killer aus Münchenbernsdorf waren mit nach Calais gekommen - bis zum Ende des Rennens warten. Unterstützt wurde er zudem von Reifen Seiferth St. Gangloff und dem MAN-Service Gera. „Es gab viel mehr Ausfälle als 2022, was wahrscheinlich daran lag, dass am Strand das Wasser noch im Sand stand. Sogar der Topfavorit und Lokalmatador Milko Potisek mit seiner Yamaha musste noch vor mir die Segel streichen. Getröstet hat mich das aber auch nicht. Aber das Rennen stellt eben auch höchste Anforderungen an Mensch und Material. Am Strand habe ich auf freier Strecke Spitzengeschwindigkeiten von 160 km/h erreicht. Kurz darauf war wieder Stop&Go angesagt", so der Großsaaraer enttäuscht, der nach der Rückkehr in die Heimat sein Hob-by erst einmal an den Nagel hängen wollte. „Da waren die letzten zwei Jahre mit den ganzen Anstrengungen erst einmal umsonst. Ich wurde auf Platz 1001 gewertet, was bedeutet, dass ich bei einer nochmaligen Teilnahme im nächsten Jahr wieder in die zweite Startgruppe zurückgestuft würde. Das werde ich mir aus jetziger Sicht wohl nicht noch einmal antun", meinte der bei Kaeser-Kompressoren in Gera beschäftigte Industriemechaniker, der zum Training im Vorfeld bis nach Tschechien oder in einen stillgelegten Tagebau bei Profen gefahren war. „Nun werde ich erst einmal drei oder vier Wochen regenerieren und die freie Zeit mit meiner Freundin Carolin verbringen, die in letzter Zeit oft auf mich verzichten musste. Wahrscheinlich bin ich dann 2023 wieder bei der Deutschen Cross Country Meisterschaft dabei, in der ich im Vorjahr Platz zwei belegt habe und nur knapp am Titel vorbeigeschrammt bin", blickte Daniel Wagenpfeil schon einmal voraus.

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