Sport

Radrennbahn braucht Zukunftskonzept

Christian Magiera (l.) und SSV-Präsident Olaf Albrecht erklären bei laufendem Trainingsbetrieb die Mängel der Bahn. Foto: Jens Lohse

Erschienen am 14.06.2022

Von Jens Lohse

Gera. Die Geraer Radrennbahn ist in die Jahre gekommen. 1957 eingeweiht, befindet sie sich derzeit in einem bedauernswerten baulichen Zustand. Seit Jahren befasst sich der Geraer Stadtrat damit, wie die traditionsreiche, identitätsstiftende Sportstätte zukunftstauglich gemacht werden kann. Deshalb hatte Sandra Raatz (Wählervereinigung Für Gera) als Vorsitzende des Kultur- und Sportausschusses im Stadtrat, jüngst Ausschussmitglieder und Pressevertreter zu einem Vor-Ort-Termin nach Debschwitz eingeladen.
Stadtsportbundpräsident Christian Magiera, zugleich auch UCI-Kommissär und damit auf den Radrennbahnen in der ganzen Welt zu Hause, erinnert daran, dass die letzte Sanierung des Bahnbelags vor 20 Jahren erfolgte. Die Anlage ist aber nach wie vor eine wichtige Trainingsstätte für den Geraer Radsportnachwuchs, der es immer immer wieder schafft, Talente nach ganz oben zu führen. Olaf Ludwig, Gerald Mortag. Lutz Haueisen, später Robert Förstemann und Rene Enders, jetzt Lena Charlotte Reißner, die gerade beim Weltcup im kanadischen Milton Platz fünf in der 3000 m-Einzelverfolgung und im Madison belegte - sie alle haben auf der Debschwitzer Radrennbahn trainiert und dort den Grundstein für ihre Erfolge bei Olympia und Weltmeisterschaften gelegt.
Olaf Albrecht, Präsident des SSV Gera, der etwa 200 Mitglieder hat und zu 90 Prozent im Ehrenamt geführt wird, äußert seinen Wunsch. „Wir möchten unseren Sport hier vor Ort für zehn Jahre planbar machen. Aber das können wir nicht. Der Planungsumfang reicht immer nur von März bis Oktober. Dann müssen wir stets mit einer Sperrung rechnen. Nicht mal für eine Deutsche Meisterschaft können wir uns bewerben, weil wir nicht wissen, ob uns die Bahn im nächsten Jahr noch zur Verfügung steht", benennt er den nicht haltbaren Zustand und ergänzt: „Seit 30 Jahren wird nur noch repariert. Die Kosten dafür summieren sich ebenfalls. Entstanden ist ein Flickenteppich. Wir werden immer nur vertröstet."
1999 hatte es bereits ein erstes Gespräch zur grundhaften Sanierung mit dem damaligen OB Ralf Rauch gegeben. Bundesminister waren vor Ort, auch Landesverantwortliche. Anfang der 2000er Jahre wurde eine Analyse des Baugrunds mit Probebohrungen vorgenommen. 2007 gab eine Analyse der Radrennbahn noch fünf Jahre, bevor die Nutzung wegen baulicher Mängel eingestellt werden muss. Es ging immer weiter. Noch 2021 wurde der poröse Belag abgeschliffen. Doch der Untergrund bewegt sich. Dehnungsfugen wurden notdürftig verschlossen. Die obere Streckenbegrenzung hält so manchen gefährlichen Holzsplitter parat, der bei entsprechender Geschwindigkeit große Gefahren in sich birgt. Der Thüringer Radsportverband mit seinem amtierenden Präsidenten Ralf Ulitzsch sagt den Geraern als führender Radsportverein im Freistaat jegliche Unterstützung zu. Viel gebracht hat das bisher aber auch nicht.
„Kurzfristig können wir noch alles machen. Der momentane Zustand ist genehmigt", meint Olaf Albrecht, der dennoch frustriert darüber ist, dass niemand Verantwortung übernimmt. Auf der Prioritätenliste im Geraer Sportentwicklungsplan steht die Radrennbahn ganz oben. „Wir dürfen jetzt nicht mehr locker lassen", sagt Sandra Raatz. Ein Finanzierungsplan muss her, ein Zukunftskonzept. Ein Neubau an gleicher Stelle würde freilich neue Probleme mit sich bringen, weil man dann wohl zumindest eineinhalb Jahre ohne Bahn auskommen müsste. Vielleicht kann es auch eine gemeinsame Anlage mit den Speedskatern geben, wenn deren Bahn im Ufer-Elster-Park dem Gefahrenabwehrzentrum zum Opfer fallen sollte. Fragen bleiben viele. Antworten gibt es (noch) keine.

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